Ständige Impfkommission empfiehlt Corona-Impfung für Zwölf- bis 17-Jährige

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Nach Auswertung neuer Daten empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) Corona-Impfungen für alle Menschen im Alter ab zwölf Jahren. Am Montag gab das Beratergremium in Berlin bekannt, dass es seine Einschätzung zu einer Impfung von Kindern und Jugendlichen von zwölf bis 17 Jahren entsprechend überarbeitet habe und auch bei diesen inzwischen mehr Vorteile als Risiken sieht. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) begrüßte die Aktualisierung der Stiko als “gute Nachricht”.

“Eltern und Jugendliche haben damit eine klare Empfehlung, sich für die Impfung zu entscheiden. Die Fakten sprechen für die Impfung”, erklärte Spahn in Berlin. Es gebe genug Impfstoff. Wenn gewünscht, könne eine Impfung “diese Woche noch” erfolgen.

Nach Angaben der Stiko erfolgte die Anpassung nach Auswertung weiterer Daten über mögliche Nebenwirkungen, die insbesondere aus dem großangelegten Impfprogramm für Jugendliche in den USA stammten. Dort wurden dem Gremium zufolge inzwischen bereits beinahe zehn Millionen junge Menschen immunisiert. Dazu kam außerdem eine veränderte Lage durch die Verbreitung der neuen sowie deutlich ansteckenderen Delta-Variante des Coronavirus.

“Nach sorgfältiger Bewertung dieser neuen wissenschaftlichen Beobachtungen und Daten kommt die Stiko zu der Einschätzung, dass nach gegenwärtigem Wissensstand die Vorteile der Impfung gegenüber dem Risiko von sehr seltenen Impfnebenwirkungen überwiegen”, erklärte das Beratergremium. Daher sei die seit Juni geltende Impfempfehlung für Jugendliche verändert worden.

Zugleich lehnte es die Stiko “ausdrücklich” ab, Impfungen bei Kindern und Jugendlichen “zur Voraussetzung sozialer Teilhabe” zu machen. Bundesfamilienministerin Christine Lambrecht (SPD) bekräftige in Berlin, Impfungen dürften nicht zur Voraussetzung für Schulbesuche sein. Die Immunisierungen seien “freiwillig”.

Bislang gab es in Deutschland keine allgemeine Impfempfehlung für Zwölf- bis 17-Jährige. Die Stiko als maßgebliches Gremium hatte diese im Juni zunächst nur für Jugendliche mit bestimmten Vorerkrankungen ausgesprochen. Dafür wurde das Gremium aus Ärzten und Wissenschaftlern aus der Politik scharf kritisiert.

Eine Impfung von Jugendlichen ist in Deutschland allgemein auch ohne Empfehlung möglich. Impfstoffe der Hersteller Biontech und Pfizer sowie Moderna sind regulär für sämtliche Menschen ab zwölf Jahren zugelassen. Bund und Länder beschlossen vor etwa zwei Wochen zudem demonstrativ, Jugendlichen und deren Eltern flächendeckende Angebote zu machen. Seitdem laufen Impfaktionen.

Nach Angaben Spahns vom vergangenen Freitag ließ sich bereits jeder vierte Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren impfen. Mit Stand vom Montag waren dem Minister zufolge etwa 63 Prozent oder fast zwei Drittel aller Menschen in Deutschland mindestens einmal geimpft. Das waren 52,5 Millionen. Etwa 47,4 Millionen Menschen oder 57 Prozent hatten vollen Impfschutz.

Nach Angaben der Stiko nahm sie vor der Aktualisierung neuere Erkenntnisse zu Herzmuskelentzündungen unter die Lupe, die vor allem bei männlichen Jugendlichen als sehr seltene Nebenwirkung einer Impfung zu werten seien. Die US-Daten zeigten, dass diese bei medizinischer Versorgung “unkompliziert” verliefen. Neuere Untersuchungen aus dem Ausland wiesen zugleich darauf hin, dass bei Corona-Erkrankungen ebenfalls das Herz angegriffen werden könne. Hinweise auf weitere mögliche Nebenwirkungen fehlten.

Darüber hinaus hätten “mathematische Modellierungen” ergeben, dass für Kinder und Jugendliche angesichts der inzwischen auch in Deutschland dominierenden Delta-Variante bei einer möglichen vierten Infektionswelle im Herbst ein “deutlich höheres Risiko” für eine Erkrankung bestehe, teilte die Stiko weiter mit. Bei “sorgfältiger Bewertung” überwögen daher nach gegenwärtigem Stand die Vorteile einer Impfung auch für sie mögliche Risiken.

Die FDP bezeichnete die Aktualisierung als “wichtigen Schritt” und verband dies mit Kritik an der Bundesregierung. Diese hätte die Entscheidung des Gremiums “abwarten sollen”, erklärte die Gesundheitsexpertin der FDP-Fraktion im Bundestag, Christine Aschenberg-Dugnus. Stattdessen habe sie die Stiko “unter Druck gesetzt” und damit für “zusätzliche Verunsicherung” gesorgt.

Quelle: AFP

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