Mindestens 20 Tote bei Explosion von Treibstofftank im Libanon

Copyright AFP/Archiv Ina FASSBENDER

Bei der Explosion eines Treibstofftanks sind im Libanon mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen und etwa 80 weitere verletzt worden. Der Tank explodierte in der Nacht zum Sonntag in al-Talil in der nördlichen Region Akkar, wie das libanesische Rote Kreuz mitteilte. Das Unglück ereignete sich nur Stunden, nachdem die Armee Soldaten an Tankstellen entsendet hatte, um gehortetes Benzin und Diesel zu beschlagnahmen. 

Zunächst war von der Explosion eines Tanklastwagens die Rede gewesen. Die amtliche Nachrichtenagentur NNA berichtete jedoch, explodiert sei ein mit Treibstoff gefüllter Container, der am Samstag von der Armee konfisziert worden sei. Zuvor habe es einen Streit zwischen Bewohnern von al-Talil gegeben, die Treibstoff aus dem Tank hätten abfüllen wollen. 

George Kettaneh vom Roten Kreuz sagte örtlichen Medien, der Notruf wegen der Explosion sei kurz vor 02.00 Uhr (Ortszeit, 01.00 Uhr MESZ) eingegangen. Er warnte vor einer Überlastung der für Verbrennungen zuständigen Station am Geitawi-Krankenhaus in Beirut sowie einer weiteren spezialisierten Klinik in Tripoli. Ein Krankenhaus-Mitarbeiter in Akkar berichtete von schwer verkohlten Leichen. Sie hätten zunächst nicht identifiziert werden können. 

Laut NNA suchten Soldaten und Rettungskräfte am Sonntag weiter nach Vermissten und Überlebenden. Auch hunderte Bewohner der Region Akkar versammelten sich demnach am Unglücksort.

Präsident Michel Aoun forderte eine Untersuchung zu den Umständen der Explosion. Der frühere Ministerpräsident Saad Hariri verglich den Vorfall mit der Explosionskatastrophe im Hafen von Beirut vor gut einem Jahr, bei dem mehr als 200 Menschen getötet und ganze Viertel der Hauptstadt zerstört worden waren. 

“Das Massaker von Akkar unterscheidet sich nicht vom Massaker vom Hafen”, schrieb Hariri im Onlinedienst Twitter. Er forderte den Rücktritt der politischen Führung des Landes, die “für diese Fahrlässigkeit” verantwortlich sei. Die Katastrophe im Hafen von Beirut im August des vergangenen Jahres war von der Explosion hunderter Tonnen falsch gelagerten Ammoniumnitrats ausgelöst worden. 

Vor dem Hintergrund der verheerenden Wirtschaftskrise im Libanon und Engpässen unter anderem bei Treibstoff hatte die Armee am Samstag Stellung an Tankstellen bezogen. Dort beschlagnahmte sie tausende Liter gehortetes Benzin und Diesel. 

Wegen der Treibstoffengpässe kommt es im Libanon seit Monaten zu verheerenden Stromausfällen, in vielen Fällen ist die Stromversorgung für 22 Stunden am Tag unterbrochen. Auch Krankenhäuser klagten zuletzt über massive Engpässe bei Treibstoff für ihre Generatoren. 

Das renommierte Privatkrankenhaus der Amerikanischen Universität von Beirut erklärte, es müsse spätestens am Montagmorgen schließen, wenn es nicht ausreichend Diesel für seine Generatoren erhalte. Eine Schließung hätte nach Angaben der Klinik den Tod von Hunderten von Patienten zur Folge. 

Quelle: AFP

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