Das Umweltbundesamt (UBA) mahnt bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels in Deutschland zur Eile. Insbesondere wenn es nicht gelingen sollte, die Erderwärmung weltweit auf zwei Grad zu begrenzen – was für Deutschland voraussichtlich plus 2,4 Grad bedeuten würde -, müsse schnell gehandelt werden, um hohe oder sehr hohe Risiken für unterschiedliche Regionen noch wirksam vermindern zu können, warnte die Behörde am Donnerstag.
Das Umweltbundesamt hatte im Juni erstmals eine Klimawirkungs- und Risikoanalyse (KWRA) für die Bundesregierung erstellt. Darin warnt die Behörde, aufbauend auf früheren Analysen im Rahmen der Deutschen Anpassungsstrategie, vor einer deutlichen Zunahme der Risiken etwa durch Hitze, Trockenheit und Starkregen sowie den steigenden Meeresspiegel.
Die zuständige UBA-Koordinatorin Inke Schauser wies in diesem Zusammenhang nun darauf hin, dass Katastrophen in einem Ausmaß wie zuletzt an der Ahr und in der Eifel bislang nicht in den Analysen enthalten gewesen seien. “Ein solches großflächiges Ereignis mit so vielen Todesopfern haben wir für die Gegenwart noch nicht erwartet, das ist in den Ergebnissen der Klimamodelle nicht erkennbar”, sagte die Expertin. “Die Realität überholt inzwischen teilweise die Klimamodelle.”
Bis Mitte des Jahrhunderts rechnet das UBA vor allem am Oberrhein sowie im südöstlichen Teil Ostdeutschlands mit einer starken Erwärmung sowie verbreiteter Trockenheit. Insbesondere in Mittelgebirgen ist demnach mit deutlich mehr Starkregen zu rechnen. An den Küsten nähmen Gefahren durch den steigenden Meeresspiegel zu, in Flusstälern steige das Risiko für Hochwasser und Sturzfluten. Lange unterschätzt worden seien auch die Gesundheitsrisiken durch mehr und extremere Hitzetage, vor allem in Städten.
Für Anpassungsmaßnahmen gilt demnach, dass diese in den optimistischeren Klima-Szenarien wirksamer seien als in den pessimistischeren. “Wir können durch Anpassung und Klimaschutz vieles erreichen”, allerdings sollte dies möglichst bald erfolgen, sagte Schauser. Bei einer starken Erwärmung von drei Grad oder sogar mehr könnten dagegen laut UBA hohe Risiken nur noch begrenzt und durch sehr tiefgreifende Maßnahmen verringert werden.
Die Behörde wies darauf hin, dass alle Szenarien auf relativ konservativen Berechnungen beruhten. Beispielsweise seien die Folgen möglicher Kipp-Ereignisse, wie eines Ausbleibens oder einer starken Abschwächung des Golfstroms oder eines raschen Abschmelzens der Grönland-Eises, nicht berücksichtigt. In diesen Fällen könne es sein, dass es “noch schlimmer kommt” als bisher angenommen, warnte Schauser.
Das UBA rät daher dazu, auch sehr weitgehende Schutz- und Anpassungsmaßnahmen zu prüfen. Dabei gehe es um großräumige Deichrückverlegungen, das massive Aufbrechen versiegelter Flächen in Städten sowie generell grundlegende Änderungen in der Landnutzung und Verkehrsplanung.
Quelle: AFP