In Deutschland werden im internationalen Vergleich besonders wenig neue Unternehmen gegründet. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage, die das RKW-Kompetenzzentrum zusammen mit der Leibniz-Universität Hannover für das Bundeswirtschaftsministerium erstellt hat. Die am Mittwoch veröffentlichte Umfrage zeigt aber auch: Immer mehr Frauen, junge Menschen sowie Menschen mit Migrationsgeschichte werden Unternehmer. Für die Umfrage wurden rund 136.000 Menschen befragt. Zuerst hatte das “Handelsblatt” berichtet.
Deutschland landet unter den 43 untersuchten Ländern mit hohem Einkommen lediglich auf Platz 41. Weniger Neugründungen gab es laut der Umfrage nur in Italien und Polen. Im Jahr 2020 hatten demnach nur 4,8 Prozent der 18- bis 62-Jährigen in den zurückliegenden dreieinhalb Jahren ein Unternehmen gegründet oder waren aktuell dabei, dies zu tun.
Ein positives Ergebnis der Umfrage ist, dass in Deutschland mittlerweile fast genauso viele Frauen wie Männer Unternehmen gründen. Auch Menschen mit Migrationsgeschichte waren vergleichsweise häufig als Unternehmer tätig.
“Viele junge Menschen, Frauen und Menschen mit Einwanderungsgeschichte gehen den Schritt in die Selbstständigkeit”, erklärte der im Wirtschaftsministerium angesiedelte Startup-Beauftragte der Bundesregierung, Thomas Jarzombek. “Sie schaffen nicht nur Arbeitsplätze für sich und andere, sondern können agil auf veränderte Rahmenbedingungen reagieren.”
In Deutschland verzeichnete laut Umfrage die Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen im Jahr 2020 mit 5,4 Prozent die höchste Gründungsquote aller Altersgruppen. Sie war damit mehr als doppelt so hoch wie bei der Altersgruppe der 55- bis 64-Jährigen mit 2,4 Prozent.
Die Pandemie hat die Probleme der Gründerszene laut der Umfrage jedoch verschärft: 2019 lag die Gründungsquote mit 7,6 Prozent noch um 2,8 Prozentpunkte höher als im Jahr 2020. Gleichzeitig betrafen aber auch rund ein Viertel aller Neugründungen 2020 Gründungschancen, die erst durch die Pandemie entstanden waren, wie das Bundeswirtschaftsministerium erklärte.
Ein bedeutendes Hindernis für Jungunternehmen bleiben allerdings mangelnde Finanzierungsmöglichkeiten. Mit einem 100 Milliarden Euro schweren zweiten Zukunftsfonds will die Regierung ihnen deshalb unter die Arme greifen. “Damit sollte auch weltweit in Technologie investiert werden”, erklärte der Beauftragte Jarzombek. “Es braucht also einen Deutschlandfonds nach dem Vorbild von Norwegen, dort macht man das seit Jahren erfolgreich vor.”
Quelle: AFP