Die mit der Lokführergewerkschaft GDL konkurrierende Gewerkschaft EVG sieht in dem Bahnstreik vor allem einen Kampf um die Existenz der Arbeitnehmervertretung. “Die Forderungen kommen zum Schluss”, sagte EVG-Chef Klaus-Dieter Hommel am Mittwoch der “Welt”. Aus Sicht der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) sei das “keine normale Tarifauseinandersetzung, sondern ein Streik um die zukünftige Existenz der GDL”.
Wichtiger als die konkreten Forderungen nach mehr Lohn und besseren Arbeitsbedingungen für die eigenen Mitglieder sei der GDL der Versuch, sich für die Zukunft aufzustellen, sagte Hommel der Zeitung. “Hier geht es um Mitgliederwerbung. Und es geht um eine Zukunft der Bahn, mit Hinblick auf eine Organisationsmacht der GDL.”
Die EVG habe die GDL eingeladen, gemeinsam in der Tarifrunde zu verhandeln, “über das, was notwendig ist, um Beschäftigungsverhältnisse zu schützen”, fuhr der Gewerkschafter fort. Das aber habe die GDL abgelehnt. Anders als die EVG will die GDL in diesem Jahr keine Nullrunde bei den Gehältern akzeptieren und fordert bereits für 2021 eine Lohnerhöhung sowie eine Corona-Prämie.
Die GDL hatte im aktuellen Tarifstreit zum Streik aufgerufen, seit Mittwochmorgen standen im Personenverkehr vielerorts die Züge still. In dem Konflikt geht es tatsächlich auch um die Konkurrenz zwischen GDL und EVG. Das seit Jahresbeginn geltende Tarifeinheitsgesetz (TEG) schreibt vor, dass in einem Betrieb der Tarifvertrag mit der Gewerkschaft gilt, die dort die meisten Mitglieder hat. Die Bahn hat rund 300 Betriebe.
Die Bahn hatte Mitte Juli vorgeschlagen, dass künftig die Tarifverträge beider Gewerkschaften in einem Betrieb nebeneinander zur Anwendung kommen. Dies lehnte die GDL jedoch ab.
Quelle: AFP