Bahnreisende müssen sich bundesweit auf Zugausfälle und Verspätungen einstellen: Laut Deutscher Bahn waren am frühen Mittwochmorgen bereits “erste Streikauswirkungen spürbar”. Der Ersatzfahrplan für Züge im Nah- und Fernverkehr sei angelaufen, sagte ein Konzernsprecher. Seit Mittwochmorgen um 02.00 Uhr hat die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) auch im Personenverkehr zu Streiks aufgerufen. Im Güterverkehr, der schon seit Dienstagabend bestreikt wird, mussten laut dem Sprecher Züge stehenbleiben.
Der Streik soll der GDL zufolge bis Freitagmorgen um 02.00 Uhr andauern. Die Bahn bat Reisende, nicht dringend nötige Fahrten zu verschieben. Am Mittwoch und Donnerstag fährt demnach nur ein Viertel der Züge im Fernverkehr. Im Nahverkehr hat die Bahn ein “Mindestfahrplanangebot” erstellt, die Ausfälle sind laut Sprecher je nach Region unterschiedlich.
Laut Gewerkschaftschef Weselsky hatten in einer Urabstimmung der GDL 95 Prozent der Teilnehmenden für den Streik gestimmt. Die GDL will dadurch im Tarifstreit mit der Bahn ein neues Angebot erzwingen. Das zuletzt von der Bahn vorgelegte Angebot bezeichnete sie als “nicht verhandelbar”.
Weselsky gab am Dienstag dem Bahn-Management die Schuld für die Eskalation. “Wer den Arbeitnehmern in die Taschen greifen will und sich selbst schamlos bedient, hat eine Antwort verdient, wie wir sie geben werden”, sagte Weselsky. Die Gewerkschaft sei sich ihrer Verantwortung bewusst. Jedoch: Es gebe “keinen günstigen Zeitpunkt” für einen Streik, “nicht mal nachts”.
Die Bahn kritisierte die Ankündigung der GDL scharf und sprach von einer “unnötigen Eskalation auf dem Rücken der Bahnkunden”. “Die GDL-Spitze eskaliert zur Unzeit”, erklärte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler am Dienstag. Kritik gab es auch an der Kurzfristigkeit der angekündigten Maßnahmen.
Die Bahn kündigte wegen des Streiks “besondere Kulanzregelungen” an. Bereits gebuchte Fahrkarten für betroffene Strecken behalten ihre Gültigkeit demnach bis zum 20. August, die Zugbindung entfällt. Auch eine kostenfreie Erstattung der Zugtickets ist möglich.
Die Bahn rechnet zudem an den Streiktagen mit einer sehr hohen Auslastung der verbleibenden Züge und wies auf die Maskenpflicht hin. Außerdem richtete sie eine kostenfreie Sonderhotline ein (08000/996633).
Quelle: AFP