Kleinstadt auf griechischer Insel Euböa weiter von Waldbrand bedroht

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Auf der griechischen Insel Euböa haben Feuerwehrleute und Anwohner am Dienstag weiter verzweifelt versucht, die Kleinstadt Istiea vor den verheerenden Waldbränden zu schützen. Der Bürgermeister von Istiea, Giannis Kotzias, erklärte auf seiner Facebook-Seite, Einsatzkräfte und Freiwillige lieferten sich einen erbitterten “Nahkampf” gegen die Flammen. Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis sagte, Griechenland habe es mit einer “Naturkatastrophe beispiellosen Ausmaßes” zu tun.

Bekleidet nur mit T-Shirts und oft ohne Schutzmasken und Helme kämpften Feuerwehrleute und Helfer die ganze Nacht lang gegen mehrere Feuerfronten im nördlichen Teil von Euböa, der zweitgrößten griechischen Insel. Besonders dramatisch war die Lage rund um Istiea, wo die Flammen in der Nacht das Dorf Avgaria erreichten.

“Das Haus meiner Tante ist abgebrannt und das Haus meines Opas wäre auch fast abgebrannt”, sagte der Dorfbewohner Giannis, der wie viele seiner Nachbarn bei den Löscharbeiten half. Um ein Übergreifen der Flammen auf die Dörfer Kamaria und Kastaniotissa zu verhindern, wurden im Wald Brandschneisen gezogen.

Auch an der Straße zum Dorf Kamatriades versuchten Dorfbewohner, eine Ausbreitung der Flammen zu verhindern. “Wenn das Feuer hier weiterkommt, ist es vorbei”, sagte ein junger Mann.

Der Bürgermeister von Istiea äußerte sich am Dienstagmorgen “optimistisch” über die Lage bei Kamatriades. “Wir haben es geschafft, diese Front unter Kontrolle zu bringen”, sagte Kotzias. Vor allem der Einsatz von Hubschraubern habe bei den Löscharbeiten “sehr geholfen”. “Wenn wir das von Anfang an gemacht hätten, hätten wir diese Zerstörung verhindern können”, sagte er.

Viele Menschen auf Euböa fühlen sich von der Regierung im Stich gelassen. Bürgermeister von der Insel werfen der Regierung vor, zu spät Löschflugzeuge nach Euböa geschickt zu haben, um erst einen großen Waldbrand nördlich von Athen zu löschen.

Bei der Brandbekämpfung “wurden Fehler gemacht und wir müssen daraus die Lehren ziehen”, sagte Kotzias. “Griechenland darf niemals vergessen, was im Norden von Euböa passiert ist”. Auch aus der Opposition kam massive Kritik am Krisenmanagement der Regierung. 

Ministerpräsident Mitsotakis entschuldigte sich am Montagabend bei seinen Landsleuten. “Ich bitte für mögliche Fehler um Entschuldigung”, sagte er in einer Fernsehansprache. “Wir haben getan, was menschenmöglich war, aber in einigen Fällen war das nicht genug.” Die Feuerwehr habe in den vergangenen Tagen gegen 580 Brände kämpfen müssen, die wegen einer “beispiellosen Hitzewelle und einer langanhaltenden Dürre schwer zu löschen” gewesen seien.

Mittlerweile wurden die Einsatzkräfte auf Euböa verstärkt. Auf der Insel sind nach offiziellen Angaben nun 870 Feuerwehrleute im Einsatz, darunter auch Helfer aus anderen Ländern wie der Ukraine, Serbien und Rumänien. Wie der Deutsche Feuerwehrverband am Dienstag mitteilte, sind inzwischen auch Feuerwehrleute aus Hessen und Nordrhein-Westfalen auf dem Weg nach Griechenland.

Die Brände, die vor acht Tagen im Norden von Euböa ausgebrochen waren, vernichteten schon tausende Hektar Land und etliche Wohnhäuser. Mehr als 3000 Menschen mussten nach Angaben der Küstenwache über das Meer vor den Flammen gerettet werden.

In anderen Teilen Griechenlands hat sich die Lage inzwischen entspannt. Ein Großbrand nördlich von Athen ist inzwischen gelöscht. Auf der Halbinsel Peloponnes kämpfte die Feuerwehr am Dienstag noch gegen drei Brände. In vielen Dörfer ist die Strom- und Wasserversorgung aber noch nicht wieder hergestellt.

Auch in der benachbarten Türkei, die acht Todesopfer zu beklagen hat, beruhigte sich die Lage. Dort kämpft die Feuerwehr nur noch gegen kleinere Feuer in der Küstenprovinz Mugla.

Quelle: AFP

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