Durch den am Dienstag von der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) angekündigten Bahnstreik könnten der deutschen Wirtschaft täglich Schäden von bis zu 100 Millionen Euro entstehen. Dies zeigten Erfahrungswerte aus früheren GDL-Streiks, erklärte das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) am Dienstag. Insbesondere wenn sich die Fahrdienstleiter in größerem Ausmaß am Streik beteiligten, könne die Kostenrechnung weiter ansteigen, warnte das IW.
Seit dem GDL-Streik im September 2015 würden mehr Güter über die Schiene transportiert, auch wenn die DB daran einen kleineren Anteil habe, erklärte das IW weiter. 2019 lag der Marktanteil von DB Cargo demnach bei rund 44 Prozent. Unternehmen, die auf Lieferungen per Schiene angewiesen sind, müssten nun mit Verzögerungen rechnen.
Besonders die Chemie- und Stahlindustrie könnten laut IW betroffen sein. Die Chemieindustrie sei teilweise per Gesetz dazu verpflichtet, für den Transport die Schiene zu nutzen. Auch die Stahlindustrie sei stark auf den Schienenverkehr angewiesen.
Im Vergleich zum Streik 2015 gebe es jedoch eine große Unbekannte: Seit Ende 2020 sind auch die Fahrdienstleiter teilweise in der GDL organisiert. Sie sind verantwortlich für die Koordination des gesamten Schienenverkehrs. Sollten sie in größerem Ausmaß an den Arbeitskämpfen teilnehmen, drohe ein Zusammenbruch des Bahnverkehrs.
“Ohne Fahrdienstleiter geht gar nichts mehr”, erklärte IW-Verkehrsexperte Thomas Puls. “Weder Bahnen von Wettbewerbern könnten fahren noch Notfallfahrpläne realisiert werden”.
Quelle: AFP