Die Corona-Pandemie hat sich massiv auf die internationalen Lieferketten ausgewirkt – dennoch wollen nur wenige deutsche Unternehmen die globale Beschaffung künftig ersetzen und stattdessen neue nationale Lieferketten aufbauen. Wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Münchener Ifo-Instituts für die Konrad-Adenauer-Stiftung hervorgeht, will von 5000 befragten Unternehmen nur jedes zehnte in Zukunft vermehrt auf heimische Lieferketten setzen.
“Viele Firmen planen stattdessen, ihre Lagerhaltung auszubauen und die Anzahl ihrer Zulieferer zu erhöhen”, erklärte Lisandra Flach, Leiterin des Ifo-Zentrums für Außenwirtschaft. Dieser Trend zieht sich demnach durch alle Wirtschaftssektoren. Großunternehmen setzen dabei eher auf eine größere Anzahl an Zulieferern, während kleine und mittelständische Unternehmen mehr Lagerhaltung planen.
Bei einer Rückverlagerung der Produktion nach Deutschland oder ins nahe gelegene Ausland wäre laut der Studie mit Wohlstandsverlusten zu rechnen. “Bei einer Rückverlagerung könnte die reale Wirtschaftsleistung Deutschlands um fast zehn Prozent zurückgehen”, erklärte Flach. Gleiches gilt demnach für die Rückverlagerung der Produktion zu europäischen Nachbarn – in diesem Fall würde die deutsche Wirtschaftsleistung der Untersuchung zufolge um 4,2 Prozent sinken.
Eine Umorganisation der Lieferketten wäre für Wirtschaft und Gesellschaft “immens kostenintensiv”, kommentierte Jan Cernicky, Experte für internationalen Handel und Wirtschaft bei der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung.
Studien-Ko-Autor Andreas Baur sprach sich dafür aus, besonders kleine und mittlere Unternehmen bei der Diversifizierung ihrer Lieferbeziehungen stärker zu unterstützen. Denn für sie ist es häufig mit verhältnismäßig großem Aufwand verbunden, Geschäftsbeziehungen mit mehreren ausländischen Zulieferern aufzubauen und zu koordinieren. Eine “mittelstandsfreundlichere Ausgestaltung von Handelsabkommen” könne hier einen wichtigen Beitrag zu robusteren Lieferketten leisten, erklärte Baur.
Quelle: AFP