Auf der griechischen Insel Euböa haben rund 500 Feuerwehrleute am Sonntag weiter verzweifelt gegen die verheerenden Waldbrände gekämpft. Die Flammen haben bereits zahlreiche Häuser zerstört und bedrohen ganze Dörfer. Am Sonntagmorgen wurden rund 350 von den Flammen eingeschlossene Bewohner vom Strand von Pefki aus in Sicherheit gebracht. Fähren und Marineboote hielten sich für weitere Evakuierungen bereit. Nördlich von Athen entspannte sich die Lage dagegen; in den türkischen Waldbrandgebieten brachte Regen Entlastung.
“Vor uns liegt eine weitere schwierige Nacht”, sagte der stellvertretende Zivilschutzminister Nikos Hardalias am Sonntag. Insgesamt seien 17 Löschflugzeuge und -hubschrauber auf Euböa im Einsatz. Rund 260 griechische Feuerwehrleute bekämpften die Brände auf Euböa, unterstützt von 200 Einsatzkräften aus der Ukraine und Rumänien.
Im Norden der Insel wurden in den vergangenen Tagen bereits Hunderte Häuser und mindestens 35.000 Hektar Wald zerstört. Steile Hänge und zerklüftetes Gelände erschweren die Löscharbeiten.
Ein Feuerwehrsprecher sagte der Zeitung “Eleftheros Typos”, die Hitze der Brände sei so extrem, “dass das Wasser aus den Schläuchen und aus den Löschflugzeugen verdunstet”, bevor es die Flammen erreichen könne. Die Luft auf Euböa war am Sonntag von Asche und Rauch erfüllt. Rund 2000 Bewohner der Insel mussten bislang in Sicherheit gebracht werden.
Kritik gab es an der aus Sicht der Inselbewohner mangelnden Unterstützung: “Ich habe schon keine Stimme mehr, so oft habe ich nach zusätzlichen Löschflugzeugen gefragt. Ich halte diese Situation einfach nicht mehr aus”, sagte der Bürgermeister von Mantoudi, Giorgos Tsapourniotis, dem Sender Skai TV.
Viele Dörfer seien nur deshalb bisher von den Flammen verschont geblieben, weil Einwohner trotz Evakuierungsanordnung blieben und die Feuer mit dem Gartenschlauch in Schach hielten, berichtete Tsapourniotis. “Der Staat ist abwesend”, sagte auch Jannis Selimis aus Gouves. “Wenn die Leute gehen, werden die Dörfer brennen. Wir sind allein in Gottes Hand.” Mehrere europäische Staaten schickten inzwischen Hilfe, darunter auch Deutschland.
Hardalias wies die Kritik am Sonntag zurück. Rauch, Wind und die daraus resultierende schlechte Sicht hätten die Arbeit der Löschflugzeuge behindert. Der Sprecher der größten Oppositionspartei Syriza, Nasos Iliopoulos, erklärte hingegen, viele Brände in Griechenland seien auch ohne starken Wind tagelang außer Kontrolle gewesen. Jemand müsse die Verantwortung für die “wahrhaft tragische” Verwüstung übernehmen, forderte er.
Nördlich der griechischen Hauptstadt stabilisierte sich die Lage derweil. Das Feuer, das dort seit Dienstag in mehreren Ortschaften gewütet und zwei Menschen getötet hatte, war am Sonntagmorgen nach Angaben der Feuerwehr nicht mehr aktiv.
Auf der Halbinsel Peloponnes brannte es weiterhin in mehreren Bezirken. In der Region Mani zerstörten die Flammen nach den Worten von Bürgermeisterin Eleni Drakoulakou mehrere Ortschaften. Mehr als 5000 Bewohner und Touristen mussten in der bergigen Touristenregion ihre Häuser verlassen.
In der Hafenstadt Piräus nahm die Feuerwehr am Sonntag drei junge Männer zwischen 16 und 21 Jahren wegen versuchter Brandstiftung im nahe gelegenen Perama fest. In Pylos auf der Halbinsel Peloponnes wurde ein 71-Jähriger wegen eines ähnlichen Verdachts verhaftet.
In der Türkei entspannte sich die Lage in der besonders betroffenen Provinz Antalya am Samstag nach starkem Regen deutlich. In der Touristenhochburg Mugla wurden erneut mindestens drei Stadtteile evakuiert. In 47 der 81 türkischen Provinzen zählte das Forstministerium bislang mehr als 200 Brände. Mindestens acht Menschen kamen ums Leben.
Quelle: AFP