Tausende Aborigine-Kinder waren bis in die 1970er Jahre in Australien entführt und in weiße Pflegefamilien gegeben worden – nun sollen die Betroffenen entschädigt werden: Sie sollen jeder einmalig 75.000 australische Dollar (rund 47.000 Euro) bekommen, wie Premierminister Scott Morrison am Donnerstag ankündigte. Damit solle Wiedergutmachung geleistet werden für eine “schändliche” Periode in der Geschichte des Landes. Aktivisten für die Rechte indigener Australier begrüßten die Initiative, bezeichneten sie aber zugleich als lange überfällig.
Die betroffenen Kinder der Ureinwohner werden in Australien als “Stolen Generations” (“Gestohlene Generationen”) bezeichnet. Viele von ihnen sahen ihre Eltern oder Geschwister nie wieder. Die australische Politik der Assimilation untersagte es den Ureinwohnern zudem, ihre eigene Sprache zu sprechen oder ihre Kultur zu leben.
Die Erzählungen über das verursachte Leid seien “nicht einfach Geschichten aus der Vergangenheit, sondern Geschichten, die weiterhin durch die Generationen hinweg nachhallen”, sagte Morrison vor dem Parlament. Der Premierminister kündigte an, rund 380 Millionen australische Dollar bereitzustellen, um den menschlichen Schaden der Assimilationspolitik wiedergutzumachen. Zudem sollen alle Betroffenen die Möglichkeit bekommen, ihre Geschichte einem hochrangigen Regierungsbeamten zu erzählen und eine Entschuldigung von Angesicht zu Angesicht oder schriftlich zu bekommen.
Die Entschädigungen für die “Gestohlene Generation” sind Teil eines Plans, der mit einer Milliarde australische Dollar die sozialen Ungleichheiten der indigenen Einwohner beheben soll. Diese werden auch heute noch stark benachteiligt was Gesundheit, Einkommen und Bildung angeht.
Die Ureinwohner lebten bereits zehntausende Jahre vor Ankunft der britischen Kolonialherren vor 250 Jahren auf dem australischen Kontinent. Heute machen sie nur etwa drei Prozent der rund 25 Millionen Einwohner aus.
Quelle: AFP