Mit der Lockerung vieler Corona-Einschränkungen ist der Energieverbrauch in Deutschland im ersten Halbjahr wieder gestiegen. Im Vergleich zu den ersten sechs Monaten 2020 lag er um 4,3 Prozent höher, wie die Arbeitsgemeinschaft (AG) Energiebilanzen am Dienstag mitteilte. Dabei stieg der Kohleverbrauch deutlich an – der Anteil der Erneuerbaren Energien am Stromerzeugungsmix dagegen sank witterungsbedingt. Die CO2-Emissionen nahmen um 6,3 Prozent zu.
Trotz des Anstiegs des Energieverbrauchs vor allem im zweiten Quartal lagen die temperaturbereinigten Verbrauchswerte laut AG Energiebilanzen von Januar bis Juni noch immer mehr als sieben Prozent unter dem Wert von 2019. Zusätzlich habe die deutlich kühlere Witterung für einen Anstieg beim Verbrauch von Heizenergien gesorgt. Ohne Witterungseinfluss hätte sich der Energieverbrauch demnach gegenüber dem Vorjahreszeitraum nur um knapp zwei Prozent erhöht.
Der Verbrauch von Braunkohle erhöhte sich in den ersten sechs Monaten um rund ein Drittel. Der Zuwachs ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die im Vorjahreszeitraum witterungsbedingt hohe Einspeisung von Strom aus Windanlagen in diesem Jahr deutlich niedriger lag, wie die AG erläuterte. Im Vergleich zum ersten Halbjahr des Jahres 2019 weise der Verbrauch von Braunkohle 2021 aber ein Minus von zwölf Prozent auf und folge damit dem mehrjährigen Trend.
Auch der Verbrauch von Steinkohle stieg an, und zwar um fast 23 Prozent. Sie wurde zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt, und auch der Einsatz von Koks und Kohle in der Stahlindustrie nahm deutlich zu.
Der Anteil der Erneuerbaren dagegen sank von 17,7 Prozent auf 16,8 Prozent. Das Minus bei der Windenergie betrug demnach 20 Prozent. Der Beitrag der Solarenergie blieb konstant, obwohl mehr Anlagen gebaut wurden. Wasserkraftwerke legten um fünf Prozent zu. Auf Platz eins der Energieträger mit 30,6 Prozent lag Erdgas, auf Platz zwei folgte Mineralöl. Kohle landete mit 16,6 Prozent knapp hinter den Erneuerbaren.
Die AG Energiebilanzen betonte, durch den weiteren Pandemieverlauf und seine Auswirkungen auf Wirtschaftstätigkeit und Mobilität sowie durch den nicht prognostizierbaren Witterungsverlauf im weiteren Jahresverlauf könne es noch zu deutlichen Verschiebungen bei Verbrauch und Zusammensetzung der Energieträger kommen. Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) reagierte auf die Zahlen “mit großer Sorge” und forderte die politische Fokussierung auf den Ausbau der Erneuerbaren.
“Erneuerbare Energien sind der Schlüssel für Klimaschutz und einen zukunftsfähigen Wirtschaftsstandort”, erklärte BEE-Präsidentin Simone Peter. Ein Einbruch beim Anteil der Grünen Energien, insbesondere im Stromsektor, mache eine riesige Ökostromlücke in den nächsten Jahren wahrscheinlicher. Denn einerseits wachse der Bedarf an Grünem Strom bei E-Mobilität, Grünem Wasserstoff und Wärmepumpen, andererseits gingen durch die Vollendung des Atomausstiegs im kommenden Jahr sowie einen beschleunigten Kohleausstieg aufgrund steigender CO2-Preise konventionelle Kapazitäten aus dem Netz.
Quelle: AFP