Nur wenige Tage nach dem Scheitern der Übernahme der Deutsche Wohnen startet Vonovia einen dritten Versuch. Der Wohnungskonzern aus Bochum kündigte am Sonntagabend an, sein Angebot “zeitnah” um einen Euro auf 53 Euro pro Aktie zu erhöhen. Vorstandschef Rolf Buch zeigte sich überzeugt, dass sowohl Aktionäre als auch Politik und Gesellschaft den Vorstoß von Vonovia unterstützen.
Auch Michael Zahn, Chef der Deutsche Wohnen, erklärte: “Ein partnerschaftlicher Zusammenschluss mit der Vonovia ist strategisch nach wie vor sinnvoll und bietet signifikante Vorteile.” Aus den jüngst geführten Gesprächen mit den Aktionärinnen und Aktionären haben das Unternehmen den Eindruck gewonnen, dass diese strategische Logik gesehen wird. Zudem hätten viele Anteilseigner bedauert, dass die Transaktion nicht erfolgreich war. “Wir möchten ihnen die Chance nicht vorenthalten, dem Zusammenschluss zu verbesserten Konditionen zuzustimmen.”
Die Aufstockung des Angebots um knapp zwei Prozent entspreche “mehr oder weniger” der Dividende, die Vonovia selbst vereinnahmt hätte, sagte Buch dem “Handelsblatt”. Diese werde nun an die Aktionäre weitergegeben.
Das erneuerte Angebot enthält außerdem den Ausschluss eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags für eine Dauer von drei Jahren, wie Buch der Zeitung weiter sagte. “Wir haben jetzt das spekulative Element aus dem Angebot herausgenommen.”
Bevor Vonovia das geplante neue Übernahmeangebot abgeben kann, bedarf es der Befreiung von der einjährigen gesetzlichen Sperrfrist durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). Vonovia werde einen entsprechenden Antrag stellen, kündigte das Unternehmen an. Die Deutsche Wohnen habe zugestimmt. Vonovia rechne mit einer Zusage der Finanzaufsicht noch in der laufenden Woche, sagte Buch dem “Handelsblatt”.
Die Übernahme war an der Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent gescheitert. Bis Ablauf der Annahmefrist wurden Vonovia nur 47,62 der Deutsche-Wohnen-Aktien angeboten. Buch hatte kurz darauf einen weiteren Anlauf ankündigt.
Die beiden Immobilienunternehmen hatten sich Ende Mai auf einen Zusammenschluss geeinigt – nach dem zweimaligen Scheitern einer Übernahme, wobei die erste nie offiziell bestätigt worden war. Das Portfolio von Vonovia umfasst insgesamt rund 354.000 Wohneinheiten, die Deutsche Wohnen besitzt rund 155.000 Mietwohnungen, etwa 70 Prozent davon in Berlin.
Vonovia betonte am Sonntagabend, an den Zusagen an Berlin habe sich nichts geändert. Die beiden Konzerne hatten dem Land Berlin angeboten, Mieterhöhungen bis 2026 zu begrenzen, neue Wohnungen zu bauen sowie Wohnungen aus ihrem Bestand an das Land zu verkaufen.
Der Präsident des Mieterschutzbundes Lukas Siebenkotten bezweifelte am Montag, dass die Zusagen der Konzerne die angespannte Lage an den Wohnungsmärkten entspannen werde. “Die angeblichen Wohltaten, die Vonovia insbesondere Mietern in Berlin verspricht, sind bestenfalls schöne Tünche, die aber keine Substanz haben”, kritisierte er gegenüber den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND). So sei die versprochene Beschränkung von Mieterhöhungen auf zwei Euro pro Quadratmeter gesetzlich vorgeschrieben. “Vonovia macht also nur, wozu das Unternehmen ohnehin verpflichtet ist”, sagte Siebenkotten weiter.
Die Lehre aus der gescheiterten Übernahme müsse eigentlich das Verbot der Beteiligung von Hedgefonds an Wohnungsunternehmen sein. Auch wenn dies politisch nicht durchsetzbar sei, das Streben noch Profitmaximierung sei in der Regel mit dem Wohl der Mieter unvereinbar. “Für die nächste Bundesregierung ergibt sich aber die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass der Bestand an Wohnungen im öffentlichen Besitz gesteigert wird”, sagte Siebenkotten weiter.
Quelle: AFP