In dem als Hauptprozess geltenden Verfahren im Missbrauchskomplex Münster vor dem dortigen Landgericht soll in der kommenden Woche das Urteil fallen. Die sogenannten letzten Worte der fünf Angeklagten am vorletzten Verhandlungstag fielen insgesamt “sehr kurz” aus, wie ein Gerichtssprecher am Dienstag mitteilte. Der Hauptangeklagte Adrian V. sowie dessen Mutter und ein weiterer Angeklagter aus Staufenberg hätten sich lediglich den Plädoyers ihrer Verteidiger angeschlossen.
Die beiden weiteren Angeklagten, ein 36-Jähriger aus Hannover und ein 43 Jahre alter Mann aus dem brandenburgischen Schorfheide, hätten hingegen ihr Bedauern zum Ausdruck gebracht. Das Urteil soll am kommenden Dienstag verkündet werden.
Der 28-Jährige V. aus Münster soll gemeinsam mit anderen Männern teilweise über Tage hinweg Kinder in einer Gartenlaube schwer sexuell missbraucht haben. Den Missbrauch, der zwischen Ende 2018 und März 2019 stattfand, soll der Mann teilweise gefilmt oder fotografiert und die Aufnahmen im Darknet verbreitet haben.
Den anderen angeklagten Männern werden schwerer sexueller Missbrauch von Kindern und Vergewaltigung sowie gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Die Mutter des mutmaßlichen Haupttäters soll von den Taten gewusst haben.
Die Staatsanwaltschaft forderte hohe Haftstrafen zwischen zehn und 14 Jahren mit anschließender Sicherungsverwahrung. Im Fall der 46-jährigen Mutter des Hauptbeschuldigten plädierte die Anklage wegen Beihilfe zu schwerem sexuellen Kindesmissbrauch auf sechs Jahre Haft. Die Verteidiger beantragten hingegen milde Haftstrafen sowie einen Freispruch für die Mutter des Hauptbeschuldigten.
Der Komplex Münster ist eine von drei großen Missbrauchsserien, denen die Ermittler in Nordrhein-Westfalen in den vergangenen Jahren auf die Spur kamen. Zuvor lösten bereits der jahrelang unentdeckt gebliebene Kindesmissbrauch auf einem Campingplatz in Lügde und der Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach bundesweit Entsetzen aus.
Quelle: AFP