Ohrfeige für Le Pen und Macron bei Regionalwahlen in Frankreich

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Schallende Ohrfeige für die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen, aber auch für Präsident Emmanuel Macron: In der zweiten und entscheidenden Runde der Regionalwahlen am Sonntag sind Le Pens Partei Rassemblement National wie auch Macrons La République en Marche leer ausgegangen. Hoffnungen machen sich nach dem letzten Stimmungstest vor der Präsidentschaftswahl 2022 nun die zuletzt geschwächten Volksparteien der Konservativen und Sozialisten. 

Le Pens Nationale Sammlungsbewegung verpasste nach Hochrechnungen auch in der südfranzösischen Region Provence-Alpes-Côte d’Azur mit Städten wie Nizza die letzte noch verbleibende Chance auf einen Sieg. Dort unterstützten Linke und Grüne in der Stichwahl den konservativen Regionalpräsidenten Renaud Muselier, der nun für weitere sechs Jahre im Amt bestätigt ist. 

Ungeachtet ihrer Niederlage will Le Pen an ihrer Präsidentschaftskandidatur gegen Macron festhalten. Sie wolle weiterhin “ihre Verabredung mit den Franzosen wahrnehmen, um zusammen den Wechsel zu gestalten, den Frankreich braucht”, betonte sie. Entscheidend sei aber eine deutlich stärkere Mobilisierung ihrer Anhänger.

Umfragen hatten Le Pen erstmals einen möglichen Sieg in der Provence-Region vorausgesagt und landesweit deutlich mehr Stimmen. Auch von der Rekordenthaltung profitierte sie anders als bei früheren Wahlen nicht: Rund zwei Drittel der Wähler blieben der Abstimmung fern, das ist der höchste Stand der Nachkriegszeit.

Macrons Partei Die Republik in Bewegung landete mit nur rund sieben Prozent der Stimmen abgeschlagen hinten. “Diese Ergebnisse sind eine Enttäuschung für die Mehrheit des Präsidenten”, räumte der Parteivorsitzende Stanislas Guerini ein. Obwohl eine Reihe von Regierungsmitgliedern erfolglos auf Listen für die Regionen und Départements kandidierten, ist eine Kabinettsumbildung in Paris nicht geplant – das hatte Macron bereits in den vergangenen Tagen deutlich gemacht.

Für den französischen Staatschef ist es die zweite Niederlage in Folge nach den Kommunalwahlen vor rund einem Jahr. Seine erst 2016 gegründete Partei hat es damit nicht geschafft, sich auf lokaler und regionaler Ebene zu verankern. 

Macron hat seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl im April 2022 bisher noch nicht offiziell erklärt. Kürzlich hatte er eine “Tour de France” begonnen, um seine Chancen für eine mögliche Wiederwahl auszuloten. Als ein junger Mann Macron dabei vor laufenden Handykameras ohrfeigte, werteten manche dies als schlechtes Omen.

Stärkste Kraft wurden auch in der Stichwahl die Konservativen: Sie kamen nach Angaben von Meinungsforschern auf rund 38 Prozent der Stimmen und konnten ihren Vorsprung damit im Vergleich zur ersten Runde deutlich ausbauen. Auf den zweiten Platz kamen die Wahlbündnisse der Linken und Grünen mit gut 34 Prozent, Le Pens Partei landete mit rund 20 Prozent nur noch auf dem dritten Platz.

Durch die Wahlen sehen sich die Republikaner und die Sozialisten bestätigt, die bei der Präsidentschaftswahl 2017 noch ein Debakel erlitten hatten. Von den zwölf Regionen auf dem französischen Festland gingen sieben in der Stichwahl an Listen der Konservativen – darunter auch die Pariser Region Ile de France – und fünf wie bisher schon an die Sozialisten.

Der konservative Präsidentschaftskandidat Xavier Bertrand sagte, das Wahlergebnis habe ihm “Stärke verliehen”: Der frühere Gesundheitsminister wurde als Präsident der Region Hauts-de-France mit Städten wie Calais mit rund 53 Prozent klar bestätigt. Bertrand hofft nun, 2022 erster konservativer Präsident seit der Abwahl von Nicolas Sarkozy 2012 zu werden. In bisherigen Umfragen lag der 56-Jährige deutlich hinter Macron und Le Pen.

Quelle: AFP

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