Im Endspurt des Wahlkampfes in Armenien haben sich tausende Anhänger des amtierenden Regierungschefs Nikol Paschinjan in der Hauptstadt Eriwan versammelt. Rund 20.000 Menschen nahmen am Donnerstag an der letzten Wahlkampfveranstaltung vor den vorgezogenen Parlamentswahlen am Sonntag teil, wie AFP-Reporter berichteten. Auf dem zentralen Platz der Hauptstadt schwenkten sie armenische Flaggen und skandierten Slogans.
“Wir wollen nicht die Rückkehr des alten Regimes”, sagte ein Teilnehmer, Mikael Kirakossian. Bis Paschinjan 2018 an die Macht kam, hätten in Armenien “Anarchie und Korruption” geherrscht.
Der Regierungschef hatte seine Anhänger aufgefordert, sich zu versammeln, um “die Einheit des Volkes zu zeigen”. Sein Sieg bei der Abstimmung am Sonntag ist derweil alles andere als gewiss.
Der 46-jährige ehemalige Journalist war in einer friedlichen Revolution und mit dem Versprechen, korrupte Eliten in der kleinen ehemaligen Sowjetrepublik im Kaukasus zu stürzen, ins Amt gekommen. Doch seine Popularität war mit der Niederlage Armeniens im Berg-Karabach-Konflikt mit Aserbaidschan im Herbst 2020 eingebrochen.
Armenien und Aserbaidschan streiten seit Jahrzehnten um die Region, die völkerrechtlich zu Aserbaidschan gehört, aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt wird. Im vergangenen Herbst war der Konflikt erneut eskaliert. Bei sechswöchigen Kämpfen wurden mehr als 6000 Menschen getötet.
Der Konflikt endete mit einer von Russland vermittelten Waffenstillstandsvereinbarung. Armenien musste große Gebiete an Aserbaidschan abtreten. Die Unterzeichnung des Abkommens mit Baku führte zu einer Protestwelle in Armenien. Paschinjan rief daraufhin vorgezogenen Neuwahlen aus.
Quelle: AFP