Bei einem Zugunglück im Süden Pakistans sind mindestens 43 Menschen getötet und dutzende weitere verletzt worden. Nach Angaben der Polizei raste ein Schnellzug am frühen Montagmorgen in einen zweiten Zug, der nur wenige Minuten zuvor entgleist war. Es dauerte Stunden, bis alle in den Waggons eingeschlossenen Passagiere geborgen waren. An Bord der Züge befanden sich rund 1200 Menschen. Premierminister Imran Khan kündigte eine umfassende Untersuchung an.
Das Unglück ereignete sich in der Nähe von Daharki im nördlichen Teil der Provinz Sindh gegen 03.30 Uhr morgens, zu dem Zeitpunkt schliefen die meisten Passagiere. “Wir sind einer über den anderen gefallen, das war erst einmal nicht schlimm”, berichtete Akhtar Rajput, der in dem entgleisten Zug gesessen hatte, der Nachrichtenagentur AFP.
“Auf einmal ist wie aus dem Nichts der andere Zug aufgetaucht und hat uns gerammt, das hat uns viel mehr durcheinandergewirbelt.” Die meisten Opfer befanden sich wie Rajput in dem entgleisten Zug.
Insgesamt wurden nach Angaben der Bahngesellschaft Pakistan Railways mindestens sechs Waggons zerstört. Einer von ihnen wurde unter der Lokomotive begraben.
Am Unglücksort waren verstreute Metalltrümmer sowie mehrere umgestürzte grüne Eisenbahnwagen zu sehen. Die Rettungskräfte hatten große Mühe, zu den Eingeschlossenen vorzudringen. “Die Unglücksstelle ist schwierig zu erreichen”, sagte ein Sprecher von Pakistan Railways. Hinzu kamen Probleme mit dem Handy-Empfang.
Nach Angaben von Innenminister Sheikh Rashid wurde die Unglücksstrecke in den 1880er Jahren gebaut. Er bezeichnete sie als einen “Trümmerhaufen”. Auch Eisenbahnminister Azam Swati beschrieb den Abschnitt der Bahnstrecke als “ausgesprochen gefährlich”. Die Behörden hätten aber auf Gelder aus einem Großprojekt mit China gewartet, um das Streckennetz zu erneuern.
Soldaten und Techniker begannen am Montagabend, die Gleise an der Unglücksstelle zu räumen und zu reparieren. Ein Bahnvertreter sagte, er hoffe, die Strecke gegen Mitternacht wieder in Betrieb nehmen zu können.
Zugunfälle sind in Pakistan aufgrund maroder Schienen, Missmanagement und fehlender Investitionen keine Seltenheit. Im Oktober 2019 starben mindestens 75 Menschen, als ein Zug auf der Fahrt von Karachi nach Rawalpindi Feuer fing. Das südasiastische Land hat tausende Kilometer an Gleisen und Zügen von der ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien übernommen. Viele Pakistaner, die es sich leisten können, nutzen lieber Busse.
Quelle: AFP