Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zieht ein Jahr nach dem Beschluss des Konjunkturpakets zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie eine gemischte Bilanz. Die Maßnahmen hätten “weniger Wumms als versprochen” gehabt, erklärte das IW am Donnerstag. Einzelne Maßnahmen des Pakets hätten zwar durchaus die erhoffte Wirkung gezeigt. Die Verlustverrechnung für Unternehmen hätte jedoch großzügiger ausgestaltet werden müssen, außerdem profitierten von der Senkung der Mehrwertsteuer Versandhändler deutlich stärker als der Einzelhandel.
Das IW begrüßte die zeitliche Begrenzung der Mehrwertsteuer-Absenkung. Andernfalls hätten Konsumenten geplante Ausgaben womöglich nicht vorgezogen oder spontane Ausgaben nicht getätigt. Über die Zielgenauigkeit der Maßnahme ließe sich jedoch streiten, erklärten die Experten. Zwar kurbelte die Steuersenkung den Konsum an, jedoch profitierte aufgrund der Geschäftsschließungen insbesondere der Versandhandel, nicht jedoch der stationäre Einzelhandel.
Auch der Kinderbonus stützte demnach den Konsum im zweiten Halbjahr. 61 Prozent der Empfänger wollten den Bonus ganz oder teilweise ausgeben, wie eine Studie des IW ergab. Durchschnittlich kamen der Wirtschaft demnach 128 Euro pro ausgezahltem Kinderbonus zugute.
Eine positive Bilanz zogen die Experten bezüglich der verbesserten Verlustverrechnung für Unternehmen für die Jahre 2020 und 2021. Diese Maßnahme sei sehr zielgenau, da sie Unternehmen stütze, die von der Krise betroffen seien. Die Maßnahme hätte deshalb großzügiger ausgestaltet werden sollen, kritisierten die Experten.
Rund 40 Prozent des Konjunkturpakets waren für Investitionen in sogenannte Zukunftsausgaben wie grünen Wasserstoff oder Digitalisierung vorgesehen. Zukunftsorientierte Investitionen müssten jedoch unabhängig von Konjunkturprogrammen und Notfallsituationen gestärkt werden, forderten die Experten.
Quelle: AFP