Genug Einkommen, eine Zukunftsperspektive, mehr Wertschätzung: Die deutschen Landwirtinnen und Landwirte erhoffen sich von einer neuen Bundesregierung die nötigen Weichenstellungen für eine moderne Landwirtschaft. In einem am Dienstag vorgestellten Beschlusspapier formulierte der Deutsche Bauernverband (DBV) zehn zentrale Anliegen an die neue Legislaturperiode nach der Bundestagswahl im September.
“Es geht vor allem darum, die Zukunft der Landwirtschaft und des ländlichen Raums zu sichern”, sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied. Die wirtschaftliche Lage sei durch die Corona-Pandemie “teils angespannt” und der Verband sehe die zum Teil schwierige finanzielle Situation der Betriebe “mit großer Sorge”. Demnach befinden sich die deutschen Bäuerinnen und Bauern nach wie vor in einer “Schere zwischen hohem Preisdruck und stark gestiegenen Kosten”.
Der DBV betont unter anderem, dass auch in Zukunft eine starke erste Säule der EU-Agrarpolitik nötig sei. Die nationale Ausgestaltung der Europäischen Agrarpolitik sieht indes vor, dass künftig ein größerer Teil der Subventionen für die Landwirte an Umweltauflagen gekoppelt wird. Der Bauernverband warnt dabei immer wieder vor schmerzhaften Einschnitten für die Landwirte.
Der Verband forderte außerdem eine klare Planungssicherheit für die Tierhaltung. Nötig sei eine “Haltungsform- und Herkunftskennzeichnung für Produkte aus der Tierhaltung”. Freiwillige Initiativen zum Tierwohl, auch das von der Regierung geplante Tierwohllabel, dürften dabei “nicht durch noch höhere gesetzliche Vorgaben gefährdet werden”.
Ein weiteres Kernanliegen des Bauernverbands ist, dass die Position der Landwirte in der Lebensmittellieferkette gestärkt wird. Die Corona-Krise habe die “Systemrelevanz der Land- und Forstwirtschaft und der gesamten Lebensmittelkette” aufgezeigt – nun sei es wichtig, “unlautere Handelspraktiken” und einen “Missbrauch von Marktmacht in der Lebensmittellieferkette” effektiver zu bekämpfen. Ziel müsse eine “Zusammenarbeit auf Augenhöhe” sein.
Nicht zuletzt legt der DBV den Fokus auch auf die Verbraucher: Statt “Ernährungsbevormundung” zu betreiben, sei es wichtig, schon an den Schulen eine umfassende Ernährungsbildung zu vermitteln. Außerdem sei es wichtig, dass der Beruf attraktiv bleibe – mit einer Stärkung der landwirtschaftlichen Aus-, Fort- und Weiterbildung.
Quelle: AFP