Bei der vorgezogenen Parlamentswahl im Kosovo zeichnet sich ein Sieg der links-nationalistischen Oppositionspartei Vetevendosje (“Selbstbestimmung”) ab. Wie aus am Sonntagabend nach Schließung der Wahllokale veröffentlichten Prognosen hervorgeht, erhielt die Partei unter ihrem Vorsitzenden Albin Kurti bis zu 53 Prozent der Stimmen. Bei den von vier Fernsehsendern veröffentlichten Nachwahlbefragungen liegt sie zwischen 41 und 53 Prozent.
Mit jeweils rund 15 bis 20 Prozent können den Prognosen zufolge die Demokratische Partei Kosovos (PDK), die Partei der ehemaligen Rebellen im Kosovo-Krieg, und die Mitte-rechts-Partei LDK rechnen.
Kurtis Vetevendosje war bereits aus den beiden vorhergehenden Parlamentswahlen im Kosovo als stärkste Kraft hervorgegangen, beide Male aber schließlich an der Regierungsbildung gescheitert. Nach der letzten Wahl im Herbst 2019 hatte Vetevendosje nach zähen Verhandlungen eine Koalition mit der LDK gebildet. Doch nur 50 Tage später stürzte Ministerpräsident Kurti im vergangenen März durch ein von der LDK initiiertes Misstrauensvotum.
Die LDK-Übergangsregierung unter Avdullah Hoti musste ihrerseits gehen, nachdem das Verfassungsgericht ihre Wahl durch das Parlament für ungültig erklärt hatte.
Kurti zählt zu einer neuen Generation von Politikern, die auf eine Ablösung der alten Garde im 1,8 Millionen Einwohner zählenden Kosovo dringt. Diese hatte die Politik der ehemaligen serbischen Provinz seit deren Unabhängigkeitserklärung dominiert.
Der 45-jährige ehemalige politische Häftling Kurti ist ein begnadeter Redner. Er ist besonders bei der Jugend und den im Ausland lebenden Kosovaren beliebt, die der alten Führung vorwerfen, nichts gegen die Armut getan sowie für die grassierende Korruption im Land mitverantwortlich zu sein.
Quelle: AFP