Katholische Kirche sieht sich mit weiteren Details zu Missbrauch konfrontiert

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Die katholische Kirche ist mit neuen Missbrauchsvorwürfen konfrontiert, wie sie ihren Ruf bereits seit Jahren weltweit beschädigen. Der Vatikan bestritt im Fall des früheren US-Kardinals Theodore McCarrick am Dienstag zwar eine Vertuschung in den vergangenen Jahren, räumte jedoch “Fehler” im Informationsfluss ein. Nach der Ausstrahlung einer TV-Dokumentation über Kardinal Stanislaw Dziwisz forderte die polnische Bischofskonferenz vom Vatikan Aufklärung über die Rolle des engen Vertrauten des verstorbenen Papstes Johannes Paul II. 

In Frankreich steht außerdem der frühere päpstliche Gesandte Luigi Ventura seit Dienstag unter dem Vorwurf der sexuellen Belästigung vor Gericht. Mehrere Männer beschuldigen Ventura, sie unsittlich berührt zu haben. Der italienische Geistliche bestreitet dies. Der Vatikan hatte die diplomatische Immunität Venturas im Juli 2019 aufgehoben und damit den Weg für eine Strafverfolgung geebnet. Dies war ein Präzedenzfall in der katholischen Kirche. Der Gesandte trat nach rund zehnjähriger Amtszeit in Paris zurück.

Im Fall des US-Kardinals McCarrick, der nach konkreten Vorwürfen aus dem Jahr 2017 aus dem Kirchendienst entlassen wurde, seien die Entscheidungen des Kirchenstaats auf der Grundlage von “unzutreffenden und unvollständigen Informationen” getroffen worden, heißt es in einem am Dienstag vom Vatikan veröffentlichten 450-Seiten-Bericht. Kardinal Pietro Paolin, der im Vatikan den zweithöchsten Rang bekleidet, wies zugleich darauf hin, dass niemand “von Fehlern frei” sei.

Dem inzwischen 90-jährigen McCarrick werden in dem Bericht des Vatikans “sexueller Missbrauch, unerwünschte sexuelle Kontakte und Berührungen” zur Last gelegt. Der Bericht beruht auf Zeugenaussagen. Schon seit den 1990er Jahren gab es anonyme Hinweise auf das Fehlverhalten des Kirchenmannes. Kritiker warfen die Frage auf, warum McCarrick dennoch auf den einflussreichen Posten des Kardinals von Washington gelangen konnte. McCarrick war dafür bekannt, dass er für die katholische Kirche hohe Spendenbeträge einwarb.

Im Fall des polnischen Kardinals Dziwisz, dem in der Dokumentation des Senders TVN24 Nachlässigkeit bei der Untersuchung von sexuellem Kindesmissbrauch durch Kirchenleute vorgeworfen wurde, hoffte der Vorsitzende der polnischen Bischofskonferenz, Stanislaw Gadecki, “dass die zuständige Kommission im Vatikan alle Zweifel klärt”. Dziwisz diente unter Papst Johannes Paul II. lange Zeit als dessen Sekretär im Vatikan und wurde später Erzbischof von Krakau, bevor er sich 2016 aus dem Kirchendienst zurückzog. Nach Angaben von TVN24 wollte der 81-jährige Dziwisz sich nicht zu den Vorwürfen äußern.

Die katholische Kirche wird sei Jahren von Missbrauchsvorwürfen unter anderem in Australien, Chile und Deutschland erschüttert. Auch in Großbritannien wurden Ermittlungen eingeleitet: Die von der britischen Regierung beauftragte unabhängige Untersuchungskommission IICSA kam in einem am Dienstag veröffentlichten 144-seitigen Untersuchungsbericht zu Missbrauchsfällen zu dem Schluss, dass die katholische Kirche von England und Wales die “Reputation der Kirche” höher gestellt habe als das Schicksal von Missbrauchsopfern. Zugleich bescheinigte die Kommission dem Erzbischof von Westminster, Vincent Nichols, er habe einen Mangel an Verantwortungsbewusstsein an den Tag gelegt. 

In den Jahren 2016 bis 2018 gab es nach Erhebungen der Kirche pro Jahr rund Hinweise auf Missbrauch von Kindern. Rund sieben Prozent der Briten gehören der römisch-katholischen Kirche an.

© Agence France-Presse

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