Der erste Castor-Transport seit neun Jahren hat seinen Zielort im hessischen Atomkraftwerk Biblis erreicht. Wie eine Sprecherin der Polizei in Darmstadt mitteilte, erreichte der Zug mit den sechs Castoren voll hochradioaktivem Atommüll aus der Aufarbeitung deutscher Reaktorbrennelemente in Großbritannien am Mittwoch gegen 10 Uhr problemlos das Gelände des Akw. Er war zuvor während der Nacht ebenfalls störungsfrei durch Deutschland gefahren.
Auch das hessische Landesumweltministerium und Atomkraftgegner des Aktionsbündnisses Castor stoppen bestätigten die Ankunft des von einem Großaufgebot der Polizei gesicherten Transportzugs. Deutschland erfülle mit der Rückführung radioaktiver Abfälle eine völkerrechtliche Verpflichtung, erklärte Landesumweltministerin Priska Hinz (Grüne). Hessen übernehme dabei “seinen Teil der Verantwortung”. Castor stoppen kritisierte den Transport im Kurzbotschaftendienst Twitter als “unnötig und gefährlich”.
Die Castoren waren per Schiff in den niedersächsischen Hafen Nordenham gebracht und dort auf einen Güterzug geladen worden, der sich am Dienstagabend auf den Weg machte. Die Fahrt führte durch Niedersachsen, Bremen und Hessen. Atomkraftgegner hielten Mahnwachen entlang der Bahnstrecke ab, Störungen gab es nicht.
Unmittelbar vor dem Akw Biblis hatten am Mittwochmorgen fünf Aktivisten ein Zubringergleis blockiert, das den Bahnhof der hessischen Stadt mit dem Kraftwerksgelände verbindet. Nach Angaben der Polizei entfernten sie sich aber wieder, nachdem die Behörden ihre Protestversammlung untersagten und für aufgelöst erklärten. Sie waren demnach nicht an den Gleisen festgekettet.
Die Castoren stammen aus der Aufarbeitung von Brennelementen aus deutschen Atomkraftwerken in der Wiederaufarbeitungsanlage im britischen Sellafield. Die Bundesrepublik ist vertraglich zur Rücknahme verpflichtet. Der Müll soll in einem Zwischenlager an dem seit 2011 abgeschalteten Akw Biblis deponiert werden, bis ein Endlager bereitsteht. Transporte in das Zwischenlager im niedersächsischen Gorleben gibt es schon seit Jahren nicht mehr.
© Agence France-Presse