Im Missbrauchskomplex Münster hat die Staatsanwaltschaft einen weiteren Tatverdächtigen angeklagt und damit nunmehr gegen alle neun Beschuldigten Anklage erhoben, gegen die von den Strafverfolgern bislang Haftbefehle erwirkt wurden. Die neue Anklage richtet sich gegen einen am 30. Juni festgenommenen und mittlerweile 30-jährigen Mann aus Hannover, wie die Staatsanwaltschaft Münster am Mittwoch mitteilte. Dem Mann wird mehrfacher schwerer Missbrauch von zwei Kindern vorgeworfen.
Am Dienstag hatte vor dem Landgericht Münster bereits der erste Strafprozess gegen einen Angeklagten aus dem Missbrauchskomplex begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 53-Jährigen aus Schleswig-Holstein vor, im August 2019 in Münster einen Jungen sexuell missbraucht zu haben.
Der Missbrauchskomplex von Münster war Anfang Juni bekannt geworden. Als Hauptprozess in dem Fall gilt ein Verfahren gegen vier Männer und eine Frau, das am Donnerstag kommender Woche beginnen soll. Zu den Beschuldigten in diesem Prozess zählt auch der 27-jährige mutmaßliche Haupttäter, der mit weiteren Männern teilweise über Tage hinweg in einer Gartenlaube Kinder schwer sexuell missbraucht haben soll.
Nach aktuellen Angaben der Staatsanwaltschaft werden die Ermittlungen in dem Gesamtkomplex noch geraume Zeit in Anspruch nehmen. Bei zahlreichen Durchsuchungen wurden demnach bislang 1283 Asservate gesichert. Dabei handelt es sich um 2520 Datenträger mit einer Bruttospeichermenge von rund 1200 Terabyte.
Der Komplex Münster ist eine von drei großen Missbrauchsserien, denen die Ermittler zuletzt in Nordrhein-Westfalen auf die Spur kamen: Zuvor lösten bereits der jahrelang unentdeckt gebliebene Kindesmissbrauch auf einem Campingplatz in Lügde und der Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach bundesweit Entsetzen aus.
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