Der Klimaökonom Ottmar Edenhofer und die Unternehmer Annika und Hugo Trappmann haben am Sonntag in Hannover den Deutschen Umweltpreis bekommen. Von der Auszeichnung gehe in diesem schwierigen Jahr eine besonders wichtige Botschaft aus, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seinem Grußwort. Auch mitten in der Pandemie dürfe man “andere große Menschheitsaufgaben” wie den Schutz von Ressourcen und Klima nicht aus den Augen verlieren.
Die Verleihung des mit insgesamt 500.000 Euro dotierten Preises, den die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) vergibt, fand wegen der Pandemie größtenteils digital und fast ohne Zuschauer statt. Steinmeier zeichnete seine Rede vorab als Videobotschaft auf. Der Bundespräsident ist noch bis zum 29. Oktober in Quarantäne, weil einer seiner Personenschützer positiv getestet wurde.
Die Preisträger erinnerten daran, dass man trotz der drängenden Probleme nicht aufhören dürfe, über Corona hinauszudenken, sagte Steinmeier. Edenhofer, den Direktor des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), bezeichnete er als international geschätzten und mitunter auch gefürchteten Verhandler. “Ohne Menschen wie Sie hätte es das Pariser Klimaabkommen nicht gegeben und auch nicht das deutsche Klimapaket.”
Die Geschwister Trappmann, die die Blechwarenfabrik Limburg leiten, lobte Steinmeier für das “beeindruckende” Ergebnis des neu erbauten Firmensitzes. Alle Abläufe und Technologien seien überprüft und teilweise neu erdacht worden. Die Fabrik verbrauche jetzt weniger Rohstoffe und stoße 2600 Tonnen Kohlendioxid weniger aus als vor dem Umzug. “Wenn Unternehmer so an ihre Sache glauben wie Sie (…), dann wird es uns gelingen, unser Land zukunftsfähig zu machen”, sagte der Bundespräsident.
Einen mit 10.000 Euro dotierten Ehrenpreis bekam in Hannover der Insektenforscher Martin Sorg, der die Forschungen des Entomologischen Vereins in Krefeld koordiniert. Auch ihm sei es zu verdanken, dass wir heute viel genauer wüssten und diskutierten, “welch dramatische Folgen der Artenschwund im Reich der Insekten für unser Ökosystem hat”, sagte Steinmeier.
Er erklärte, dass der Klimawandel keine Pause mache und Lethargie nicht angebracht sei. Die Pandemie habe gezeigt, dass der Staat in einer Krise handeln könne. Es komme aber auch auf den Einzelnen an. “Trauen wir uns zu, dass der Staat handelt – entschlossen handelt; dass die Wirtschaft handelt – entschlossen handelt”, sagte Steinmeier. Und dass “jede und jeder in unserem Land auch bereit ist, selbst zu handeln” und Verantwortung zu übernehmen.
DBU-Generalsekretär Alexander Bonde sprach laut einer Mitteilung von einem “bemerkenswerten Grußwort”, das Ansporn und Leitgedanke zugleich sei. „Der Hinweis des Bundespräsidenten, trotz der widrigen Umstände im Moment die großen Zukunftsaufgaben nicht aus den Augen zu verlieren, ist nur allzu berechtigt.”
Aus der Politik kamen weitere Glückwünsche an die Preisträger. Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) teilte mit, die Auszeichnungen stärkten den Transfer von Wissen “zwischen Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft zu Fragen der Nachhaltigkeit”.
Der brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) gratulierte PIK-Direktor Edenhofer. Dieser habe den auch international geachteten Preis mehr als verdient. “Er unterstreicht Ihre herausragende Stellung als weltweit anerkannter und nachgefragter Wissenschaftler” und sei eine ganz besondere Anerkennung, so Woidke.
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