Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbands, Eva Maria Welskop-Deffaa, sieht die geplante Aktivrente und die Stabilisierung des Rentenniveaus kritisch.
„Es ist nicht hilfreich, den Älteren zulasten der Jungen teure Steuergeschenke zu machen“, sagte Welskop-Deffaa dem Nachrichtenportal T-Online. Konkret beanstandete sie, dass Rentner bis zu 2.000 Euro steuerfrei hinzuverdienen dürfen, während junge Eltern mit steigenden Einkommen voll in die Steuerprogression rutschen. Das führe im Generationenverhältnis zu „schwer erklärbaren Ungerechtigkeiten“.
Für wenig zielführend hält sie zudem die Festschreibung des Rentenniveaus. „Das Rentenniveau ist eine überschätzte Kennzahl.“ Denn sie sage wenig darüber aus, wie viel Rentner tatsächlich im Geldbeutel haben, so Welskop-Deffaa. „Es darf nicht sein, dass Menschen 40 Jahre lang Beiträge zahlen und am Ende trotzdem keine existenzsichernde Rente erhalten“, sagte sie weiter. „Damit zerstören wir das Vertrauen in das System. Deshalb sollte in der Rentenformel unterschieden werden: zwischen denen, die jahrelang aus kleinen Einkommen und denen, die aus hohen Einkommen Beiträge gezahlt haben.“ Eine solidarische Umverteilung sei indes mit der bisherigen Finanzierung der Rentenversicherung vereinbar.
Welskop-Deffaa sprach sich zudem für eine Pflichtversicherung für Selbstständige aus. „Eine überfällige Maßnahme ist es, Selbstständige in die Rentenversicherung einzubeziehen“, sagte sie. Die Arbeitswelt werde immer hybrider, viele Menschen kombinierten Anstellung und Selbstständigkeit. Wer dabei nur auf Teile seines Einkommens Rentenbeiträge zahle, erhalte später nur eine entsprechend geringe Rente. Der Reformpunkt sei in drei Koalitionen angekündigt, aber nie umgesetzt worden – „diesmal muss es endlich gelingen“.
dts Nachrichtenagentur