DIW-Chef Marcel Fratzscher spitzt seine Forderung nach einem Pflichtjahr für Senioren weiter zu. „Die Boomer haben zu wenig Kinder bekommen. Darum müssen sie im Alter ein soziales Pflichtjahr leisten, damit die Sozialsysteme finanzierbar bleiben“, sagte er dem „Tagesspiegel“ (Freitagausgabe). Gleichzeitig wendet sich Fratzscher dagegen, dass die junge Generation ein soziales Jahr oder Wehrdienst leisten solle. „Jetzt brauchen wir sie erstmal im Arbeitsmarkt, damit sie Rente, Gesundheit und Pflege der Älteren finanzieren können.“
Auf die Nachfrage, ob er dennoch die Babyboomer, die bereits in ihrer Jugend Wehr- oder Ersatzdienst geleistet haben, ein zweites Mal in die Pflicht nehmen möchte, bestätigte der DIW-Chef, dass die Boomer seiner Ansicht nach doppelt Dienst leisten sollen, die Generation Z aber erstmal nicht. Die könne ihr Pflichtjahr in 45 Jahren absolvieren, wenn diese Menschen selbst im Seniorenalter seien. „Wenn man jetzt von den Jungen ein Pflichtjahr verlangt, dann fehlen die ein Jahr im Arbeitsmarkt.“
Nach Fratzschers Darstellung trägt die Generation der Babyboomer die Schuld für die angestauten Probleme Deutschlands, auch die außenpolitischen. „Die Kriegsgefahr durch Putin besteht, weil die Älteren sich die Friedensdividende genommen haben. Ich bezweifele gar nicht, dass die Bundeswehr mehr Soldaten braucht“, sagte er. „Die Frage ist, ob das nur mit Pflicht geht oder über Freiwilligkeit.“
Fratzscher selbst hat in seiner Jugend weder Wehr- noch Ersatzdienst geleistet. „Auch ich hatte mich 1990 nach dem Abitur bei der Bundeswehr beworben“, sagte er. „Aber dann hieß es: Zwei ältere Brüder haben bereits Wehrdienst geleistet. Da wird der dritte nicht auch noch gezogen.“
dts Nachrichtenagentur