Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, geht davon aus, dass die Bundeswehr ein Aufwuchspotenzial braucht, das befähigt, mit mindestens 460.000 Soldaten zu kämpfen. “Dieses geht nur über eine aufwuchsfähige Reserve”, sagte Breuer der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” (Samstagsausgabe). “Und dafür braucht man eine Form eines Wehrdienstmodells.”
Die Bundeswehr sei hierauf vorbereitet. “Wir müssen unsere Kapazitäten weiter aufbauen, um sie spätestens bis zum Wechsel des Jahrzehnts auszubilden”, sagte er.
Breuer erklärte, dass es große Lücken bei der Verteidigungsfähigkeit Deutschlands gebe. Wenn man frage, “ob wir uns in einem großmaßstäblichen Krieg auch gegen Drohnen ausreichend verteidigen könnten, würde ich Ihnen sagen, dass wir das derzeit nicht können”.
Für Russland existiere “unsere Trennung zwischen Frieden, Krise, Krieg, zwischen Spannungsfall und Verteidigungsfall nicht”, sagte er. “Russland sieht Krieg als ein Kontinuum und befindet sich bereits jetzt in einer Auseinandersetzung mit dem Westen. Russland testet laufend, wie weit man gehen kann, wo wir verletzbar sind.” Deswegen müssten wir resilienter werden.
“Wir müssen damit rechnen, dass Russland ab 2029 in der Lage ist, einen großmaßstäblichen Angriff gegen Nato-Territorium zu wagen”, so Breuer. Er sage das ausdrücklich im Konjunktiv, es wäre möglich, er sage nicht, dass das auch geschehen werde. “Um das zu verhindern, müssen wir abschrecken. Das gilt für uns in Deutschland, aber eben auch für das gesamte Bündnisgebiet.”
Die 100 Milliarden Euro Sondervermögen hätten “geholfen, um das Schlagloch, das die Unterfinanzierung über Jahre in den Streitkräften und damit in unserer Verteidigungsfähigkeit hat entstehen lassen, ein wenig aufzufüllen”, sagte der Generalinspekteur. Aus der Überprüfung der Nato-Verteidigungspläne und der Veränderung der sicherheitspolitischen Lage in den vergangenen Wochen ergäben sich weitere Forderungen. “Daraus folgt dann, welche Fähigkeiten wir haben müssen”, so Breuer. “Die jetzt angestrebte Grundgesetzänderung schafft die finanziellen Voraussetzungen für die notwendigen Beschaffungen.”
dts Nachrichtenagentur