Fetullah Gülen, einer der größten Widersacher des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, soll im Alter von 83 Jahren in einem US-amerikanischen Krankenhaus verstorben sein. Dieser Tod markiert das Ende eines Mannes, der über Jahrzehnte hinweg unter dem Deckmantel religiöser Lehren eine Bewegung formte, die später als Bedrohung für die türkische Demokratie angesehen wurde.
Gülen, der sich seit 1999 im Exil in den USA aufhielt, wurde in der Türkei für den Putschversuch im Jahr 2016 verantwortlich gemacht – ein Ereignis, das die Nation erschütterte und unzählige Menschenleben forderte. Trotz seiner wiederholten Leugnung jeglicher Verstrickung in den Putsch, wird seine Bewegung, die sogenannte Gülen-Bewegung, von der türkischen Regierung als Terrororganisation eingestuft. Diese Organisation soll in Geheimhaltung agiert und in türkische staatliche Institutionen infiltriert haben, um dort ihren Einfluss auszuweiten.
Der Einfluss von Gülen reichte weit über die Grenzen der Türkei hinaus. Während er im Westen oft als religiöser Führer und Intellektueller wahrgenommen wurde, sah die türkische Regierung in ihm und seiner Bewegung die Drahtzieher eines verdeckten Netzwerks, das den türkischen Staat unterwandern sollte. Die Festnahme von hunderten mutmaßlichen Gülen-Anhängern in der Türkei zeigt, wie weitreichend dieses Netzwerk auch heute noch ist. Allein im Mai dieses Jahres wurden 544 Personen festgenommen, die laut den türkischen Behörden im öffentlichen Dienst unter dem Einfluss von Gülens Bewegung agieren wollten.
Trotz internationaler Kritik hat die Türkei immer wieder die Auslieferung von Gülen-Anhängern gefordert, insbesondere von Ländern, in denen seine Bewegung aktiv war. Gülens Tod könnte zwar das Ende einer Ära markieren, doch die Auswirkungen seiner umstrittenen Aktivitäten und der Spaltungen, die sie in der Türkei verursacht haben, werden wohl noch lange nachhallen.
Gülen, dem 2017 die türkische Staatsbürgerschaft aberkannt wurde, hinterlässt ein Erbe, das in der Türkei vor allem mit Misstrauen und Spaltung in Verbindung gebracht wird. Sein Name bleibt in der Türkei mit einem dunklen Kapitel der jüngeren Geschichte verknüpft.