Erste Unternehmen führen wieder strenge Regeln für die Präsenz im Büro ein, aus Sicht des ehemaligen SAP-Personalchefs Cawa Younosi ist das aber oft nicht durch betriebliche Gründe gerechtfertigt. “Ich halte den Zwang zu Präsenzarbeit für das Gegenteil von Kultur”, sagte Younosi dem Wirtschaftsmagazin Capital. “Aus meiner Sicht ist es ein Versuch, Kontrolle zurückzugewinnen, um wirtschaftliche Ziele zu erreichen.”
“Mit dem Vorschlaghammer strikte Regeln durchzusetzen”, bringe allerdings nichts. Er vermutet hinter den Präsenzregeln “ein Mittel zum kalten Personalabbau”, da durch Bürozwang Mitarbeiter vergrault würden. Allerdings würden vor allem die Leistungsträger gehen. “Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie, denn eigentlich wollen diese Unternehmen mit Bürozwang angeblich genau das: mehr Performance”, sagte Younosi dem Magazin.
Younosi war 14 Jahre beim Softwarekonzern SAP, den Großteil davon als Personalchef in Deutschland, und führte dort bereits 2018 das Homeoffice ein. Gegenüber Capital kritisierte er auch CDU-Chef Friedrich Merz, der mehr Leistungsbereitschaft fordert. “Ich wette, dass niemand, der das behauptet, eine Erhebung darüber hat, wie produktiv Menschen zu Hause arbeiten”, sagte Younosi. “Solche Aussagen beruhen in der Regel auf Anekdoten, Bauchgefühl und Vorurteilen.”
dts Nachrichtenagentur