Kurz vor dem Abschluss der Olympischen Spiele in Paris haben sich deutsche Politiker enttäuscht über das Abschneiden des deutschen Teams geäußert.
Bei aller berechtigten Freude über die Erfolge der deutschen Athleten und insbesondere mancher nicht erwarteten Medaillen dürfe dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass Deutschland seit den Spielen in Tokio vor drei Jahren gegenüber anderen Nationen wie Italien, den Niederlanden, Frankreich oder Japan nicht aufgeholt, sondern weiter an Boden verloren habe, sagte der sportpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Stephan Mayer, dem “Tagesspiegel”. Der CSU-Politiker forderte Konsequenzen: “Wir brauchen daher eine schonungslose, ehrliche und substanziierte Analyse der Leistungen der deutschen Sportler und der Defizite in der Spitzensportförderung”, sagte Mayer.
Noch deutlicher wurde der CDU-Sportpolitiker Jens Lehmann, der als Bahnradsportler selbst zweimal Olympiasieger wurde. “Das deutsche Abschneiden bei den Olympischen Spielen kann nicht zufriedenstellen”, sagte Lehmann dem “Tagesspiegel”. Damit setze sich ein Trend fort, der seit Jahren zu beobachten sei. “Sport ist ein Spiegel der Gesellschaft und im Medaillenspiegel zeigt sich, dass die Bereitschaft für Leistung immer weiter nachlässt.”
Er beklagte, dass Kindern der Leistungswille abtrainiert werde und forderte einen Kurswechsel bei der Sportförderung: “Wir sollten uns grundlegend fragen, ob wir weiter die gesamte Breite des Sports fördern wollen oder ob wir Stärken stärken sollten. Meiner Meinung kann man nicht alles haben, so werden wir nur einzelne Zufallstreffer landen”, sagte Lehmann und ergänzte: “Es braucht wieder Sportarten, die typisch deutsch sind und wir Medaillen in Serie abräumen. Wenn wir uns für die Olympischen Spiele 2040 bewerben, dann müssen wir uns endlich auf den Weg machen.”
Auch aus der Ampel kamen kritische Stimmen: “Insgesamt hat sich erneut gezeigt, dass wir im Spitzensport ein generelles, strukturelles Problem haben”, sagte der sportpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Philipp Hartewig, dem “Tagesspiegel”. Er sieht nicht fehlendes Geld als das drängende Problem: “Wir haben ein System, das so bürokratisch ist, dass es sich selbst im Weg steht. Verbände werden gegängelt, indem sie alles einzeln abrechnen müssen oder es sich nicht einmal lohnt, Sponsoren zu suchen.”
Er hoffe, dass die Reform des Sportfördergesetzes, welches die Ampel sich vorgenommen hat, dabei helfe, den Bürokratiewahnsinn zu beenden. “Wir müssen aber auch Themen wie Kindersport oder Trainerausbildung wieder stärker in den Fokus nehmen.”
dts Nachrichtenagentur