Die scheidende Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD), sieht in den Problemen der Ampel auch ein Persönlichkeitsproblem. Die Protagonisten in Berlin seien “sehr selbstbewusste Männer, die sehr intensiv auf ihre Wirkung in der Öffentlichkeit achten”, sagte Dreyer der “Süddeutschen Zeitung” (Samstagausgabe).
Dreyer regiert in ihrem Bundesland ebenfalls zusammen mit Grünen und FDP, dort arbeiten die drei Parteien unter der Führung von drei Frauen aber seit acht Jahren vergleichsweise geräuschlos zusammen. In Mainz sei “die Fähigkeit mehr verbreitet, sich auch mal zurückzunehmen, dem anderen mal etwas zu gönnen, ohne all die `Nur dann, wenn`-Spielchen”, sagte Dreyer. “Es liegt schon auch an den Persönlichkeiten.”
Gleichwohl habe die Ampel im Bund viel Positives auf den Weg gebracht, so die SPD-Politikerin. “Es ist einfach schlimm, dass sie es nicht schafft, sich anders darzustellen.”
Dreyer blickt kritisch auf die Corona-Politik zurück. Bei den Schulschließungen sei zu wenig an die “mentale Gesundheit” von Kindern und Jugendlichen gedacht worden. Außerdem sei es ein Fehler gewesen, jede Impfpflicht zunächst auszuschließen. Zwar sei die Lage später eine andere gewesen. Aber die Politik müsse in ihren Äußerungen “viel vorsichtiger sein und darf am Anfang keine Versprechen geben”.
Für den 10. Juli hat die Ministerpräsidentin ihren Rücktritt angekündigt. Zur Begründung hieß es von ihr bisher, dass sie merke, wie ihr die Kraft ausgehe. Nun fügte sie hinzu, auch die Multiple Sklerose, an der sie seit den 1990ern leidet, sei bei dem Entschluss ein Faktor gewesen. “Meine konsequente Entscheidung, dass es jetzt reicht – die hatte schon etwas damit zu tun”, sagte Dreyer. Sie gehe bei ihrem Arbeitspensum “immer ans Limit” und habe mit ihren Therapeuten gesprochen. “Wir kamen zu dem Ergebnis: Wenn ich über das Limit gehe, könnte das angesichts meiner Grunderkrankung ein Risiko sein”, so Dreyer. “Und das hat mir sehr zu denken gegeben.”
dts Nachrichtenagentur