Die Linke zeigt sich angesichts der Zunahme antisemitischer Vorfälle alarmiert. In dem Land, von dem die furchtbarsten Verbrechen an Juden ausgingen, sei jüdisches Leben zunehmend bedroht, sagte Linken-Chefin Janine Wissler am Dienstag. “Antisemitismus darf in unserer Gesellschaft niemals hingenommen werden.”
Gleichzeitig erlebe man eine Zunahme von antimuslimischem Rassismus und Vorfällen. “Muslime beziehungsweise Menschen, von denen angenommen wird, dass sie muslimischen Glaubens sind, werden immer häufiger Opfer von Bedrohungen und Angriffen. Das zeigt einmal mehr: Antisemitismus und antimuslimischer Rassismus sind hässliche Geschwister. Wo das eine ist, ist das andere nicht weit.” Jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit müsse bekämpft werden, so Wissler.
“Das erschreckende Wahlergebnis der AfD verweist auf eine besorgniserregende Verrohung. Wer sich gegen Rechts engagiert, muss von der Bundesregierung unterstützt und nicht durch Kürzungen behindert werden. Der Kampf gegen menschenfeindliche Einstellungen braucht auch eine menschenfreundliche Politik, die Sicherheit gibt und Ängste nimmt”, sagte die Linken-Politikerin.
Am Mittag hatte der Bundesverband Rias neue Zahlen über antisemitische Vorfälle im vergangenen Jahr vorgestellt: So wurden 2023 4.782 Vorkommnisse erfasst, was einer Zunahme von über 80 Prozent entspricht. Rechnerisch wurden 13 antisemitische Vorfälle pro Tag erfasst, teilte der Verband am Dienstagvormittag mit.
Mit den Terrorangriffen der Hamas vom 7. Oktober 2023 kam es Rias zufolge zu einem sprunghaften Anstieg solcher Vorkommnisse in Deutschland. Rund zwei Drittel aller Fälle von extremer Gewalt, Angriffen und Bedrohungen fanden nach dem 7. Oktober statt. Beispielsweise warfen in Berlin zwei Unbekannte Mitte Oktober 2023 einen Brandsatz in Richtung eines jüdischen Gemeindezentrums. Im Ruhrgebiet kam es wenige Tage später zu zwei Brandanschlägen auf das Haus einer jüdischen Familie. Ebenfalls stiegen die Vernichtungsdrohungen gegen jüdische Personen und Institutionen nach dem 7. Oktober, so Rias.
dts Nachrichtenagentur