Das Bundesamt für Strahlenschutz warnt vor einem wachsenden Risiko für atomare Ernstfälle. “Wir müssen uns auf Unfälle in ausländischen Atomanlagen einstellen, auf Probleme beim Transport von radioaktivem Material und auf terroristische Anschläge”, sagte BfS-Präsidentin Inge Paulini den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagsausgaben).
Zudem werde wieder offen mit dem Einsatz von nuklearen Waffen gedroht. Nach dem Abschalten der deutschen Atomanlagen habe sich die Gefährdung nicht reduziert, so Paulini. “Die Bedrohungslage hat sich verändert, das Risiko ist aber nicht geringer geworden.” In vielen Nachbarländern blieben die Atomkraftwerke am Netz, es würden sogar noch neue gebaut.
Das Bundesamt beobachte zudem genau, was in den ukrainischen Atomanlagen passiere – etwa rund um das Kernkraftwerk in Saporischschja. “Dort ist die Lage aufgrund der Kampfhandlungen, der instabilen Stromversorgung und der Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden weiterhin angespannt”, warnte Paulini. Bislang sei noch keine Radioaktivität ausgetreten. Sollte das passieren, sei die deutsche Bevölkerung allerdings relativ sicher: Lediglich an 17 Prozent der Tage eines Jahres gebe es Wetterlagen, bei denen eine radioaktive Wolke bis nach Deutschland gelangen würde. Selbst dann seien keine direkten Gesundheitsfolgen für die Menschen zu erwarten. “Man würde allerdings möglicherweise bestimmte Lebensmittel aus dem Verkehr ziehen müssen”, so Paulini.
Für den Fall, dass es nach einem Kernkraftunfall zu einer hohen Strahlenbelastung komme, habe die Bundesrepublik 190 Millionen hochdosierte Jod-Tabletten eingelagert. Das sei für die 83 Millionen Einwohner “vollkommen ausreichend”, so Paulini. Die Tabletten würden in einem Notfall von den Behörden ausgegeben und sollten nur nach ausdrücklicher Aufforderung genommen werden. Für den Fall eines taktischen Atomschlags riet Paulini dazu, sich möglichst in einen Keller oder einen innenliegenden, fensterlosen Raum zu retten.
dts Nachrichtenagentur