Nach der Schlappe der Linken bei der Europawahl gibt es scharfe Kritik an der Parteiführung. “Ich war oft an einem Punkt angelangt, meine Kandidatur zurückzuziehen”, schreibt Gerhard Trabert in einer internen Mitteilung, über die der “Spiegel” berichtet.
Der 67-Jährige hatte als Parteiloser auf dem vierten Platz der Linkenliste kandidiert, verfehlte aber den Einzug ins Parlament. Trabert war Professor für Sozialmedizin und Sozialpsychiatrie. 2022 nominierte ihn die Linke als ihren Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten. Nun beklagt er “Geringschätzung” und “Arroganz” der Parteiführung ihm gegenüber. Man habe ihn “quasi im Hintergrund mehr oder weniger verhungern” lassen, dabei sei er der Kandidat gewesen, der das Thema soziale Gerechtigkeit “am authentischsten, am empirisch fundiertesten, am inhaltlich kompetentesten kommunizieren kann”.
Den Wahlkampf auf ein Spitzenduo zu reduzieren, sei ein Fehler gewesen. Kritik, Anregungen und Verbesserungsvorschläge seien “nie wirklich berücksichtigt” worden. Trabert kündigt an, seinen “Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit außerhalb von Parteien, von Parteipolitik, von parteilichen Machtkämpfen” fortzusetzen. Die Linke hatte Anfang Juni nur 2,7 Prozent der Stimmen erhalten.
dts Nachrichtenagentur