Die EU-Bevölkerung wird bis 2070 in den aktuellen Grenzen bei einer angenommenen Nettozuwanderung von 1,2 Millionen Personen pro Jahr voraussichtlich um 4,2 Prozent auf 432,2 Millionen sinken. Das teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Grundlage der Basisvariante der Bevölkerungsvorausberechnung des EU-Statistikamtes Eurostat am Montag mit.
Ohne Nettozuwanderung würde die EU-Bevölkerung demnach sehr viel deutlicher zurückgehen: um gut 20 Prozent auf insgesamt 358,4 Millionen Menschen im Jahr 2070. Bei einer höheren jährlichen Zuwanderung (+33 Prozent verglichen mit jetzigem Niveau von 1,2 Millionen Personen pro Jahr) wäre ein leichtes Bevölkerungswachstum zu erwarten. Die Bevölkerungszahl der EU läge dann im Jahr 2070 mit 465,5 Millionen 3,1 Prozent höher als 2023.
Zwischen den EU-Staaten gibt es deutliche Unterschiede. Während Island, Malta, Luxemburg, Schweden und Irland mit deutlichen Bevölkerungsgewinnen zu rechnen haben, würde die Bevölkerungszahl insbesondere in den ost- und südeuropäischen Mitgliedsstaaten abnehmen. Für Deutschland ergibt sich für 2070 nach der Basisvariante nur ein geringfügiger Bevölkerungsrückgang um 0,4 Prozent.
Der Anteil der EU-Bevölkerung im Alter von 65 Jahren und älter wird gemäß Basisvariante von 21,2 Prozent am Anfang des Jahres 2023 auf 30,5 Prozent im Jahr 2070 ansteigen, so die Statistiker weiter. Diese Entwicklung lässt sich auch durch mehr Nettozuwanderung nur leicht dämpfen: Der Anteil der Bevölkerung im Alter von 65 Jahren und älter steigt bei erhöhter Zuwanderung für die EU bis 2070 auf 29,5 Prozent (statt 30,5 Prozent).
Italien (24,0 Prozent), Portugal (23,9 Prozent) sowie Finnland (23,1 Prozent) hatten Anfang 2023 in der EU die höchsten Anteile der 65-Jährigen und Älteren. Im Jahr 2070 wird nach der Basisvariante der EU-Vorausberechnung Litauen mit 36 Prozent den höchsten Anteil der älteren Menschen haben. In Italien und Portugal wird dieser Anteil auf voraussichtlich 34 Prozent steigen. Deutschland befindet sich nach dieser Rechnung mit knapp 29 Prozent im unteren Drittel. Am geringsten ist der Anteil der Menschen im Alter 65plus mit 27 Prozent in Schweden.
Im Zuge der Alterung der EU-Bevölkerung wird der Anteil der Unter-20-Jährigen gemäß Basisvariante von 20,3 Prozent Anfang 2023 auf 17,9 Prozent im Jahr 2070 sinken. Langfristig werden Schweden, Frankreich und Dänemark mit voraussichtlich jeweils 20 Prozent im Jahr 2070 den höchsten Anteil junger Menschen verzeichnen. In Deutschland liegt der Anteil der unter 20-Jährigen stabil bei rund 19 Prozent.
Der demografische Wandel sorgt dafür, dass in den EU-Staaten in Zukunft immer weniger Menschen im Erwerbsalter einer immer größeren Zahl an Menschen im Rentenalter gegenüberstehen. Der Altenquotient bildet das Verhältnis der Personen im Rentenalter zu 100 Personen im erwerbsfähigen Alter ab. Laut Basisvariante wird sich dieser Altenquotient von 36 im Jahr 2023 auf 59 im Jahr 2070 erhöhen. Unter den EU-Staaten liegt der Altenquotient im Jahr 2070 in Litauen mit 73 am höchsten. Am niedrigsten liegt der Wert mit 50 in Schweden, wo noch zwei erwerbsfähige Personen auf eine Person im Rentenalter kommen. Deutschland nimmt mit einem Quotienten von 54 den Rang 4 ein.
dts Nachrichtenagentur