RKI sah sich durch Journalisten “angegriffen”

Robert-Koch-Institut (Archiv)

Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat während der Corona-Pandemie intensiv die Berichterstattung von Medien beobachtet und Strategien entwickelt, besser in der Öffentlichkeit dazustehen – auch mit fragwürdiger externer Hilfe. Das geht aus den Protokollen von Krisenstabssitzungen hervor, deren Freigabe das Online-Portal “Multipolar” vor Gericht erzwungen hatte.

In einer Sitzung vom 2. Mai 2020 beschäftigte sich der Krisenstab unter anderem mit einem kritischen Artikel des “Spiegel”. “Auf eine so große Kritik sollte das RKI antworten”, heißt es dazu im Protokoll, man lasse jedoch den “Artikel zunächst rechtlich prüfen”.

Vermutlich geht dabei um einen Beitrag, der am Vortag unter der Überschrift “Das überforderte Robert-Koch-Institut” online sowie im gedruckten Spiegel-Heft 19/2020 veröffentlicht worden war. “Die Aussagen von RKI-Präsident Wieler sind in vielen Fällen nicht eindeutig. Einschätzungen ändern sich”, schrieb der Spiegel in der Einleitung.

Der Krisenstab vermerkt zu der negativen Berichterstattung, dass man prüfen wolle, “ob die fraglichen Dinge wirklich unklar formuliert waren”. Man wolle zudem drei Wissenschaftler einstellen, die sich ausschließlich mit Wissenschaftskommunikation beschäftigen werden. Bemerkenswert ist in den Protokollen auch der folgende Hinweis in Bezug auf die kritische Berichterstattung: “Beratung zudem mit einer Agentur, die zwei Angriffe zuvor schon hat präventiv abwehren können”.

Wie sehr das RKI auf seine Außendarstellung bedacht war, zeigt auch die weitere Notiz aus derselben Sitzung: “Das RKI muss sich mehr mit Wissenschaftlern aus dem Ausland vernetzen bzw. die bestehende Vernetzung sichbarer (sic) machen und strategisch denken. Jede wissenschaftliche Studie des Hauses sollte möglichst mit einem inländ. und ausländ. Partner durchgeführt werden, um diese Vernetzung zu zeigen”.

Weiter wurde in der Sitzung laut Protokoll besprochen, dass eine Kritik am RKI zu erwarten gewesen und nach Einschätzung des Instituts “Teil des Zyklus der Krise” sei. Der Coronakrisenstab dachte aber auch noch größer; vermerkt wird im Protokoll: “Es kann allerdings sein, dass das in der derzeitigen Lage politisch instrumentalisiert wird. Politiker können das nutzen, um ihre eigenen Agenden zu verschleiern.”

dts Nachrichtenagentur

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