Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) warnt vor rechtsextremen Strategien mit religiösen Elementen. “Völkische pseudoreligiöse Aktivitäten knüpfen an spirituelle Bedürfnisse der Menschen an”, sagte der Linken-Politiker der “Zeit”-Beilage “Christ & Welt”.
“Runen, Sonnenzeichen – im Spektrum des Rechtsextremismus gibt es viele religiös anmutende Phänomene. Auch in den Verschwörungstheorien geht es darum, dass etwas tief und fest geglaubt wird.” Ramelow sieht einen Zusammenhang mit dem Bedeutungsverlust der großen Kirchen: “Die Orientierung einer Volkskirche ist da nicht vorhanden.”
Der Ministerpräsident ist selbst evangelisch. In den 1990er-Jahren trat er in Thüringen wieder in die Kirche ein. Mit dem Verhältnis zwischen Kirchen und Politik steht es nach Ansicht von Ramelow nicht zum Besten: “Ja, es gibt die Entfremdung zwischen Kirchen und Politik – auch in Westdeutschland”, sagte er. Er erlebe den Schock, wenn wieder Neues herauskomme von Menschen, die Schutz suchten in der Kirche und die ausgenutzt wurden.
Die Entfremdung zwischen Kirchen und Politik bestehe auch darin, dass man das Thema Missbrauch bei der katholischen Kirche quasi ablade, so der Regierungschef. “Nach dem Motto: Das ist der Laden, der hat seit 2.000 Jahren das Problem.” Dabei sei Missbrauch ein allgemeines und sehr präsentes Problem.
dts Nachrichtenagentur