Österreichs Notenbank rechnet nicht mit baldigen Zinssenkungen

EZB (Archiv)

Auch nach den Andeutungen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde über mögliche Zinssenkungen im Juni rechnet Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann nicht mit einem baldigen ersten Zinsschritt. “Es gibt eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass es in diesem Jahr überhaupt keine Zinssenkung gibt oder erst ganz am Ende des Jahres”, sagte das EZB-Ratsmitglied der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” (Freitagsausgabe).

Holzmann vertrat die Einschätzung, der Rückgang der Inflationsrate auf 2,8 Prozent zuletzt sei von Sonderfaktoren geprägt gewesen. “Das ist noch kein Signal, dass man da schon in Richtung des EZB-Ziels von zwei Prozent unterwegs ist”, sagte er.

Bevor die EZB die Zinsen senke, müsse sie sich sicherer sein, dass die Inflation wirklich gebannt sei. “Eine wichtige Rolle spielt zudem die Risikoabschätzung – da gibt es noch kein grünes Licht.” Die hohen Lohnabschlüsse dürften die zuletzt rückläufige Inflationsrate wieder befeuern, fürchtet Holzmann. “Die Unternehmen werden keine Defizite in Kauf nehmen – nach meiner Einschätzung wird man die hohen Lohnabschlüsse über kurz oder lang in den Inflationszahlen wiederfinden.”

In Österreich, das im Dezember mit 5,7 Prozent die zweithöchste Inflationsrate im Euroraum aufwies, hätten sich unter anderem Preissteigerungen im Wintertourismus bemerkbar gemacht. “Hier sind die Preise zuletzt besonders stark gestiegen”, sagte der Notenbank-Chef.

Hinsichtlich der Immobilienpreise erklärte Holzmann, Häuser und Wohnungen würden mit sinkenden Zinsen nicht automatisch wieder erschwinglich. “Da kommt eine Reihe von Dingen zusammen, die Zinsen sind es nicht allein”, so Holzmann. Es spiele auch eine wichtige Rolle, dass es vorher in der Niedrigzinsphase so starke Preissteigerungen gegeben habe. “Es ist also nicht einfach so, dass man die Zinsen senkt und sich sofort alle die Wohnungen wieder leisten können”, sagte Holzmann. Man werde wieder, wie vor der Nullzinszeit, mehr auf den Anspar-Gedanken setzen müssen und auf staatliche Förderung je nach Bedürftigkeit.

dts Nachrichtenagentur

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