Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider, zieht zur deutschen Einheit ein positives Fazit, macht aber weiteren Handlungsbedarf aus. “Die deutsche Einheit ist vollendet, aber sie ist nicht vollkommen”, sagte er am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung des Berichts zum Stand der Deutschen Einheit.
Demnach gehen die in den 90er-Jahren teils noch massiven Unterschiede zwischen Ost- und West zurück: Lag das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 1991 im Osten bei 43 Prozent, waren es 2022 79 Prozent. Das verfügbare Einkommen privater Haushalte in Ostdeutschland ist von 60 Prozent (1991) auf 89 Prozent (2022) gestiegen. “Der Osten ist ein prägender Teil Deutschlands, das zeigen auch wichtige Industrieansiedlungen, aber regionale Unterschiede bestehen weiter, gerade zwischen strukturstarken und strukturschwachen Regionen, die sich im Osten und Westen befinden”, sagte Schneider weiter. So widmet sich der diesjährige Bericht schwerpunktmäßig dem Verhältnis von Stadt und Land. Dabei zeigt sich: Grundsätzlich ist ein überwiegender Teil der Befragten mit der Daseinsvorsorge zufrieden. Die Unterschiede zwischen ländlichen und städtischen Räumen sind eher gering. Allerdings geht es nicht nur um den tatsächlichen Zustand der Infrastruktur, sondern auch darum, wie dieser wahrgenommen wird: Jeder Fünfte bekundet Unzufriedenheit; wer das Gefühl hat, weniger oder sehr viel weniger als seinen gerechten Anteil zu erhalten, schätzt auch die Lebensbedingungen im persönlichen Umfeld deutlich negativer ein. Als größte Herausforderung am Wohnort wird von Bürgern in Ostdeutschland der Mangel an Fachkräften, in Westdeutschland die Verfügbarkeit an bezahlbarem Wohnraum wahrgenommen.
dts Nachrichtenagentur