Grüne uneins über Nutzen von CO2-Endlagern

Grünen-Parteizentrale (Archiv)

Jutta Paulus, Europaabgeordnete der Grünen, hat sich skeptisch zur Abscheidung und unterirdischen Speicherung von CO2 geäußert, deren Förderung im Entwurf des Grünen-Europawahlprogramms vorgesehen ist. “CCS wird nie eine Alternative zur Emissionsminderung sein”, sagte sie dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland” (Freitagausgaben).

“Ob die kostspielige Technologie überhaupt langfristig funktioniert, ist noch offen.” Die politische Realität in Europa sei allerdings, dass CCS-Projekte längst geplant und gefördert würden. Deshalb sei es richtig, klare Vorgaben für CCS einzufordern und einer Aufrechnung im Emissionshandel eine unmissverständliche Absage zu erteilen. “Dass wir überhaupt über CCS diskutieren müssen, ist den Versäumnissen der vergangenen Jahrzehnte geschuldet”, so Paulus. “Zudem ist es unwahrscheinlich, dass wir zeitnah Alternativen für Produkte wie Zement finden, bei denen CO2-Emissionen auch bei einem vollständigen Umstieg auf erneuerbare Energien entstehen.” Der ehemalige Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) sagte dem RND: “Wollen wir wieder unter 1,5 Grad kommen, werden wir CO2 aus der Atmosphäre ziehen müssen. Dafür spielen natürliche Senken wie wieder aufgeforstete Wälder und vernässte Moore eine zentrale Rolle. Naturschutz wird hier zur Schlüsselfrage.” Darüber hinaus seien Techniken vonnöten, die nicht vermeidbares CO2 in Produktionsprozessen ableiteten und sicher lagerten. Das sei schon länger Konsens unter Klimawissenschaftlern. “Deshalb ist es klug, dass auch hier das Europawahlprogramm auf der Höhe der Zeit ist.” Im Entwurf des Europawahlprogramms, der in der vorigen Woche präsentiert wurde, heißt es, in einigen wenigen Bereichen werde es auch in Zukunft Emissionen geben, die schwer oder gar nicht zu vermeiden seien. “In diesen Bereichen wollen wir technologische Chancen nutzen und das CO2 direkt bei der Produktion abscheiden, speichern und gegebenenfalls nutzen.” Im Grünen-Programm zur Europawahl 2019 wurden “Risikotechnologien” wie CO2-Abscheidung und Speicherung wegen der unabsehbaren Gefahren für Gesundheit, Trinkwasser und Umwelt noch abgelehnt. Die Kursänderung sorgt bei Umweltverbänden für Kritik. Sie warnen insbesondere vor Lecks und einer Weiterführung der Förderung von Öl- und Gas.

Der Weltklimarat (IPCC) befürwortet zwar mittlerweile die CO2-Endlager. Dabei sieht er allerdings in näherer Zukunft nur eine geringe Rolle von CCS bei der Erreichung der Klimaziele: Der potentielle Beitrag der Technologie bis 2030 wird mit weniger als einer Gigatonne CO2 jährlich beziffert, während beispielsweise eine geringere Umnutzung natürlicher Ökosysteme, Solar- und Windkraft je rund vier Gigatonnen CO2 jährlich einsparen könnten – zu einem Bruchteil der Kosten.

dts Nachrichtenagentur

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