Nach Bekanntwerden des Verkaufs des deutschen Wärmepumpenherstellers Viessmann an den US-Klimaanlagenhersteller Carrier Global und der neuen Konjunkturprognose der Bundesregierung glauben führende Ökonomen nicht an einen starken Wirtschaftsaufschwung infolge der Klimatransformation der deutschen Wirtschaft. “Eher Schweiß und Tränen als großer Boom”, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” (Donnerstagausgabe) zu den mittelfristigen Aussichten der deutschen Wirtschaft.
Anders als zu Wirtschaftswunderzeiten würden durch die Klimatransformation keine zusätzlichen Produktionskapazitäten in Deutschland geschaffen, sondern bestenfalls ein alter Kapitalstock durch einen neuen ersetzt. “Der Wohlstand steigt dadurch nicht”, sagte Fuest. Das von der Bundesregierung geplante Energieeffizienzgesetz, das einen geringeren Energieverbrauch für Industrie und öffentlichen Sektor vorsehe, bezeichnet er gar als “Wachstumskiller”. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte kürzlich ein neues deutsches Wirtschaftswunder mit Wachstumsraten wie in den sechziger Jahren in Aussicht gestellt, da der Umbau der Wirtschaft in Richtung Klimaneutralität für eine neue Dynamik sorge.
Auch Veronika Grimm, Energieökonomin und Mitglied im Sachverständigenrat, hält einen Wachstumsboom in Deutschland für keinesfalls gesichert. “Dafür müsste man etwas tun. Damit die Unternehmen hierzulande wachsen, brauchen sie vor allem Berechenbarkeit und keine Verbote”, sagte sie der FAZ. Beide Forscher bemängeln, dass die Bundesregierung nicht stärker auf den CO2-Preis setzt, um die Treibhausgasemissionen zu senken. Dies würde den Unternehmen die nötige Planungssicherheit geben.
Grimm fragte im Fall Viessmann, warum das Unternehmen nicht in der EU an die Börse gegangen sei. Sich in Richtung USA zu orientieren – wie es zuvor auch beispielsweise der deutsche Pharmakonzern Biontech getan hatte – sei offenbar schlicht attraktiver. Zu Habecks Ankündigung, den Verkauf prüfen zu wollen, sagte Ifo-Präsident Fuest: “Prüfen kann man das, aber man wird da keinen Grund finden, um das zu verbieten.”
dts Nachrichtenagentur