Die Amadeu-Antonio-Stiftung wehrt sich gegen den Vorwurf, mit der “Meldestelle Antifeminismus” ein “Pranger-Portal” zu schaffen. “Wir wollen kein Pranger-Portal bauen, das ist eine Meldestelle für Betroffene”, sagte die Initiatorin des Projektes, Judith Rahner, dem “Tagesspiegel”.
Allerdings räumte Rahner Fehler in der Kommunikation ein, gerade was die Veröffentlichung von Namen von Prominenten und Medien in der Chronik betrifft. “Das war von uns missverständlich dargestellt. In der Meldemaske dürfen keine personenbezogenen Daten dargestellt werden. Darauf haben wir jetzt nochmal ausdrücklich hingewiesen.”
Alle Meldungen würden anonymisiert, so Rahner. Das gelte auch für Medien. “Nochmal: Wir sind kein Petz-Portal.” Bisher hatte auf der Website gestanden, dass “grundsätzlich keine Klarnamen oder persönliche Daten anderer Personen mitgeteilt werden sollen, sofern es sich nicht um Personen öffentlichen Interesses handelt”.
Das Bundesfamilienministerium hatte dies dem “Tagesspiegel” zunächst bestätigt. Rahner hob jetzt aber die Unabhängigkeit der Stelle von Regierungsstellen hervor: “Wir sind keine Chronik des Ministeriums, wir stimmen uns nicht mit dem Ministerium ab. Wir sind eine zivilgesellschaftliche Organisation, die für ein Konzept Geld bekommen hat.” Über die Motivation für die Meldestelle sagte Rahner: “Wir haben teils erschütternde Fälle, von Shitstorms im Internet bis hin zu Morddrohungen. Schwangerschaftsberatungen ziehen sich aus Städten zurück, Gleichstellungsbeauftragten wird gedroht, man wisse, wo ihre Kinder zur Schule gehen. Das wird alles immer nur als Einzelfall verhandelt, aber das hat System.”
Die Amadeu-Antonio-Stiftung sieht den Antifeminismus als Schwelle zu rechtem Gedankengut. Es sei für Rechtsextremisten heute zum Beispiel sehr einfach, gegen Transpersonen zu hetzen und damit “Anschluss bis in die Mitte der Gesellschaft zu bekommen”, sagte Rahner. “Die sexistischen Grundhaltungen, die es in einer patriarchalen Gesellschaft gibt, sind der Nährboden, auf dem weitere autoritäre Haltungen gedeihen.”
Es gehe dabei nicht um den alltäglichen Sexismus, sondern “ganz gezielt darum, feministische Stimmen mundtot zu machen”. Auf die Frage, ob das Projekt nicht kontraproduktiv sein könnte, sagte Rahner: “Die Rechten hassen uns sowieso und wir werden trotzdem unsere Arbeit machen. Ich bin zutiefst von der Richtigkeit dieser Meldestelle überzeugt.” Man wolle sie künftig aber besser erklären: “Wir sind ein innovatives Projekt, da kann nicht von Anfang an alles perfekt sein.”
dts Nachrichtenagentur