Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa sieht die geplante Reform des katholischen Arbeitsrechts in Gefahr. “Wir fragen uns mit größer werdender, quälender Sorge, ob es Bischöfe gibt, die kalte Füße bekommen”, schreibt Welskop-Deffaa in einem Gastbeitrag für die “Zeit”-Beilage “Christ & Welt”.
Die Rechtsprechung warte nicht auf die Bischöfe. “Wir brauchen eine rechtssichere Grundordnung, die uns vom Gerangel vor nationalen und europäischen Gerichten befreit.” Derzeit beraten die Bischöfe über eine Änderung der sogenannten Grundordnung, die im Entwurf schon vorliegt. Fahrt aufgenommen hatte die Reform Anfang des Jahres, als Angestellte der Kirche in der Kampagne “Out In Church” sich gegen Diskriminierung wandten. Abgeleitet von der Religionsfreiheit gelten in den Kirchen besondere Loyalitätspflichten. Katholischen Beschäftigten, die aus ihrer Kirche austreten, nach einer Scheidung wieder heiraten oder eine gleichgeschlechtliche Ehe schließen, drohen Konflikte mit ihrem Arbeitgeber. Welskop-Deffaa schreibt in “Christ & Welt”, in einigen Bistümern seien bei der Caritas Zweifel genährt worden, ob man nach all den Hoffnungszeichen auf ein gutes Ende in diesem Jahr vertrauen könne. Es gebe “Hinweise auf zu gestaltende Ausnahmen, Rollen rückwärts, Vorschläge nebulöser Formulierungen”. Hingegen richteten die 700.000 Beschäftigten der Caritas ihre Hoffnungen auf den Reformprozess. Die Initiative “Out In Church” habe noch einmal gezeigt, “wie nachhaltig negativ sich Verklemmungen der kirchlichen Sexualmoral als Beklemmungen im Arbeitsalltag auswirken”, schreibt die Präsidentin. Sie verlangte von den Bischöfen eine Grundordnung, die zum Geist des Evangeliums passe. “Wir brauchen für unsere Beschäftigten eine Arbeitsordnung, die trägt.”
Die Leistung, die in der aktuellen Krisenlage von der Caritas erwartet werde, könnten die Mitarbeiter nur im vertrauensvollen Miteinander erbringen. “Und ja: Wir brauchen diese neue Grundordnung schnell.”
dts Nachrichtenagentur