Die Zahl neuer Ausbildungsverträge ist im Jahr 2021 auf einem historisch niedrigen Niveau geblieben. Insgesamt wurden 466.200 neue Ausbildungsverträge in der dualen Berufsausbildung abgeschlossen, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstag mit.
Die Zahl der Neuverträge war damit zwar um 0,6 Prozent höher als im ersten Corona-Jahr 2020, sie blieb jedoch noch immer 9 Prozent hinter dem Ergebnis des Vorkrisenjahres 2019 zurück, als mehr als 500.000 Neuverträge verzeichnet worden waren. Insgesamt befanden sich Ende 2021 deutschlandweit 1.255.400 Personen in einer dualen Berufsausbildung. Das waren drei Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Damit setzte sich der durch die Corona-Pandemie verstärkte Trend langfristig sinkender Auszubildenden-Zahlen fort. Seit dem Jahresende 2011, als sich 1.460.700 Personen in der dualen Berufsausbildung befanden, sank die Azubi-Zahl bis Ende 2021 um 14 Prozent. Dies lässt sich nur teilweise mit dem Rückgang der Zahl junger Menschen zwischen 15 und 24 Jahren zu erklären, die im selben Zeitraum lediglich um sechs Prozent auf 7,4 Millionen sank. Die Rangfolge der am häufigsten gewählten Ausbildungsberufe veränderte sich 2021 nicht: Wie im Vorjahr waren die meisten Neuabschlüsse im Beruf Kaufmann/-frau im Einzelhandel (24.300) zu verzeichnen, gefolgt von den Kaufleuten für Büromanagement (22 900), Verkäufern (20.100), Kraftfahrzeugmechatroniker (19.900) und Medizinischen Fachangestellten (17.400). Auch 2021 entfiel gut ein Fünftel (22 Prozent) aller Neuverträge auf diese fünf Ausbildungen. Betrachtet man die am stärksten besetzten Berufe nach Geschlecht, waren es bei Frauen sogar knapp 40 Prozent. Bei Männern verteilten sich die Neuabschlüsse auf weitaus mehr Berufe, nur 24 Prozent begannen eine Ausbildung in einem der fünf am stärksten besetzten Berufe. Die Handwerksberufe, in denen die Zahl der neuen Ausbildungsverträge im Corona-Jahr 2020 vergleichsweise schwach zurückgegangen war, verzeichneten im Jahr 2021 ein Plus von 1.400 oder ein Prozent mehr Neuverträgen, so die Statistiker weiter. In der Landwirtschaft setzte sich der Positivtrend des Vorjahres fort: Die Zahl der Neuverträge stieg hier noch einmal um 340 oder drei Prozent.
Den stärksten Zuwachs verzeichneten allerdings die Freien Berufe mit 3.500 oder neun Prozent mehr Neuabschlüssen. Starke prozentuale Rückgänge verzeichnen die Hauswirtschaftsberufe (- 80 bzw. -fünf Prozent) und der öffentliche Dienst mit 500 oder drei Prozent weniger neuen Auszubildenden, während die Zahl der Neuverträge im größten Ausbildungsbereich Industrie und Handel mit -1.800 oder -0,7 Prozent prozentual nur leicht rückläufig war. Berufe aus dem Gast- und Verkehrsgewerbe wie Hotelfachmann/-fachfrau (5.600 Neuabschlüsse) und Koch (6.200), die im ersten Pandemiejahr Einbrüche im hohen zweistelligen Prozentbereich zu verzeichnen hatten, verweilten 2021 auf unverändertem Niveau. Bei der Ausbildung zum Fachmann/zur Fachfrau für Systemgastronomie führten 1.500 neu abgeschlossene Verträge zu einem Zuwachs von 18 Prozent (+230 Neuverträge).
Mit nur 460 Neuabschlüssen beim Beruf Tourismuskaufmann/-kauffrau waren die Zahlen nach dem Einbruch um 61 Prozent im Vorjahr mit einem erneuten Rückgang von 26 Prozent weiter rückläufig. Der digitale Wandel macht sich den Statistiker zufolge nicht nur in typischen IT-Bereichen bemerkbar, wo im Jahr 2021 unter anderem 15.800 Neuverträge im Beruf Fachinformatiker abgeschlossen wurden (+700, +fünf Prozent). Auch die pandemiebedingt verstärkten Konsumweisen spiegeln sich im Ausbildungsmarkt wider: So begannen 1.900 Personen eine Ausbildung zum/zur Kaufmann/-frau im E-Commerce (+400, +26 Prozent) und 10.300 begannen eine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik (+1.000, +elf Prozent) – beide Berufe sind im Online-Handel stark gefragt.
dts Nachrichtenagentur