Angesichts der vielen Flugausfälle an deutschen Flughäfen werden die Rufe nach einer Abschaffung des Vorkasse-Prinzips für Flugreisen lauter. Zur Begründung sagte die Expertin der SPD-Bundestagsfraktion für Fluggastrechte, Zanda Martens, dem “Handelsblatt”: “Es kann nicht sein, dass die Fluggäste bereits bei der Buchung den vollen Ticketpreis bezahlen und so den Airlines monatelange zinslose Darlehen gewähren, aber umgekehrt nur umständlich die Rückzahlung der Airlines erzwingen können, obwohl sie ihnen doch zusteht.” Ähnlich argumentiert der CSU-Verbraucherpolitiker Volker Ullrich.
“Eine Aufweichung des Prinzips der Vorkasse ist denkbar und angesichts zunehmender Beschwerden ein ernsthaft zu überlegender Schritt”, sagte Ullrich dem “Handelsblatt”. “Es ist nicht einzusehen, dass Verbraucher in Vorkasse gehen, um dann auch noch bei stornierten Flügen ihrem Geld nachlaufen zu müssen.” Ebenso wirkungsvoll wäre aus Sicht Ullrichs, Fluggesellschaften dazu zu verpflichten, ihre Kunden mithilfe sogenannter Smart Contracts automatisch zu entschädigen. Der CDU-Verkehrspolitiker Thomas Bareiß warnte hingegen vor vorschnellen Konsequenzen.
“Sicher würde die Abschaffung des Prinzips der Vorkasse die Stellung des Verbrauchers stärken, und im Restaurant oder Hotel muss ich ja auch erst nach erbrachter Leistung bezahlen”, sagte Bareiß dem “Handelsblatt”. Allerdings brauche es jetzt “keine Schnellschüsse”. “In einem wachsenden globalen Reisemarkt ist es sehr wichtig, dass Deutschland für Airlines und Flughäfen wettbewerbsfähig bleibt und nicht an Attraktivität verliert.” Zuvor war bereits bekannt geworden, dass das von SPD und CDU regierte Bundesland Niedersachsen mit einer Initiative im Bundesrat das Vorkasse-Prinzip für Flugreisen abschaffen will.
Die Initiative will die Landesregierung am Dienstag im Kabinett beschließen und in der nächsten Bundesratssitzung am 16. September auf die Tagesordnung der Länderkammer setzen.
dts Nachrichtenagentur