Frauen werden in Deutschland noch immer schlechter bezahlt als Männer. Der sogenannte unbereinigte Gender Pay Gap, also die tatsächliche Lohnlücke zwischen den Geschlechtern, liegt 2022 bei 14,5 Prozent, geht aus einer noch unveröffentlichten Studie des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) hervor, über die die “Rheinische Post” in ihrer Mittwochausgabe berichtet.
Unbereinigt bedeutet, dass die konkreten Einkommensunterschiede gemessen wurden – ohne etwa unterschiedliche Ausbildungshintergründe herauszurechnen. Vor 15 Jahren lag dieser Wert noch bei 20 Prozent. “Somit hat der Pay-Gap sich zwar verringert, doch von gleicher Arbeit für gleichen Lohn kann noch lange nicht die Rede sein”, sagte VFA-Ökonom Claus Michelsen, der die Studie leitete. In der Studie schlüsselt der Verband auch die Lohnlücken in den einzelnen Branchen auf. Demnach ist der Gender Pay Gap in der Sport- und Unterhaltungsbranche mit 29 Prozent am größten, im Bereich Bibliotheken und Museen mit 1,6 Prozent am kleinsten. Nur Erziehung und Unterricht können das mit minus 4,7 Prozent noch unterbieten. Hier werden Frauen also geringfügig besser bezahlt als Männer. Damit steht die Branche alleine da, in allen anderen bekommen männliche Beschäftigte mehr Geld. Ökonom Michelsen sieht im Schließen der Lohnlücke zwischen den Geschlechtern nach eigenen Angaben einen ersten Schritt, die Erwerbsbeteiligung von Frauen in Deutschland zu steigern. Schließlich stünden Deutschland altersbedingt in den kommenden Jahren immer weniger Arbeitnehmer zur Verfügung. Dem könne man entgegentreten, indem man bisher nicht voll ausgeschöpftes Potenzial in den Blick nehme. “Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie muss für Männer und Frauen besser werden”, sagte Michelsen.
Paare sollten die Möglichkeit haben, die Betreuungsarbeit zu Hause gerecht aufzuteilen. Außerdem sei es essenziell, dass sich gleiche Löhne für gleiche Arbeit als selbstverständliches Prinzip etablierten. Nur so lasse sich der Fachkräftemangel bekämpfen.
dts Nachrichtenagentur