Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) will die Bemühungen zum Schutz der deutschen Wälder verstärken. Unter anderem solle schon dieses Jahr ein neuer Fördertopf mit 200 Millionen Euro an den Start gehen, erklärte er nach Beratungen mit seinen Länderkollegen und -kolleginnen am Montag. Während Umweltschützer auf eine “ökologische Waldwende” dringen, forderte die Forstwirtschaft von der Politik mehr Unterstützung.
“Die Wälder sind unsere natürliche Klimaanlage”, erklärte Özdemir nach der Sonder-Agrarministerkonferenz, die ausschließlich dem Thema Wald gewidmet war. “Doch die Schäden durch Stürme, Dürre und Borkenkäfer haben sich regelrecht in die Landschaft eingebrannt.” Dies zeige, was die Klimakrise auch für Deutschland bedeute. “Deshalb bauen wir unsere Unterstützung zum Schutz und Erhalt der Wälder aus.”
Özdemir kündigte unter anderem ein neues Instrument an, um “zusätzliche Klimaschutz- und Biodiversitätsleistungen im Wald” zu finanzieren. Dafür stünden 900 Millionen Euro zur Verfügung. “Das erste Modul ist mit 200 Millionen Euro ausgestattet und soll noch in diesem Jahr starten.”
Daneben stellte Özdemir Änderungen am sogenannten Forstschäden-Ausgleichsgesetz in Aussicht. Die 1969 in Kraft getretene Reglung werde den heutigen Erfordernissen nicht mehr gerecht, erklärte sein Ministerium. Außerdem sollten “die Rahmenbedingungen für einen Waldumbau hin zu artenreichen und klimaresilienten Wäldern mit überwiegend heimischen Baumarten” geschaffen werden.
Die deutschen Waldbesitzer klagen über Milliardenschäden durch Dürre und Borkenkäferbefall. Der Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates, Georg Schirmbeck, nannte in der “Neuen Osnabrücker Zeitung” einen materiellen Schaden “in Höhe von 12,5 Milliarden Euro, verteilt über drei Krisenjahre”. Die Kosten für Wiederaufforstung, aber auch für die Anpassung an den Klimawandel lägen nach vorsichtigen Schätzungen bei 50 Milliarden Euro. Der Staat müsse die Waldbesitzer dabei unterstützen: “Meine Vorstellung: eine Milliarde Euro pro Jahr”, sagte Schirmbeck.
Auch in diesem Jahr geht Schirmbeck davon aus, dass die Borkenkäfer wieder außergewöhnlich große Schäden in den Wäldern anrichten werden. Hinzu komme die Trockenheit im Frühjahr, die besonders Ostniedersachsen und Brandenburg betreffe.
Der Umweltverband BUND forderte konsequente Schritte, um Wälder in Deutschland langfristig zu erhalten. “Unsere Wälder sind durch mehrere Dürrejahre, zu intensive Forstwirtschaft und den großflächigen Anbau von Nadelbäumen geschwächt”, sagte der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). “Wir fordern eine ökologische Waldwende.” So müsse mindestens ein Zehntel der Waldfläche als Naturwald ausgewiesen werden, in den die Forstwirtschaft nicht mehr eingreifen dürfe.
Zudem brauche es “einen sofortigen Einschlagstopp in über 100 Jahre alten Laubwäldern in öffentlicher Hand”, sagte Bandt weiter. Auch der zügige Umbau von Nadelforsten zu Laubwäldern und ein anderer Umgang mit Wildtieren wie Rehen, die Neupflanzungen als Nahrungsquelle nutzen und damit beschädigen, seien nötig.
Die Holzindustrie warnte ihrerseits davor, die Waldnutzung zu reduzieren. “Wir benötigen den regionalen Rohstoff Holz. Es darf kein weiterer Wald aus der wirtschaftlichen Nutzung genommen oder diese Nutzung beschränkt werden”, sagte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Holzindustrie (HDH), Denny Ohnesorge, dem RND. Schon derzeit wachse viel mehr Holz nach als genutzt werde. “Auf entsprechende Pläne sollten die Länder verzichten”, betonte er.
Laut dem Waldzustandsbericht von Bund und Ländern gilt nur noch jeder fünfte Baum in Deutschland als gesund.
Quelle: AFP