Die finnische Botschafterin Anne Sipiläinen hat nach eigenen Angaben keine Angst vor russischen Gegenmaßnahmen wegen des angekündigten Beitritts Finnlands und Schwedens zur NATO. “Wir sind sehr gut vorbereitet und fühlen uns nicht unmittelbar bedroht”, sagte Sipiläinen dem Fernsehsender “Welt”. Die Drohungen aus Moskau überraschten sie nicht: “Das ist eigentlich keine Überraschung. Wir haben schon seit Jahren gehört, dass wenn Finnland die NATO-Mitgliedschaft beantragen sollte, werden Gegenmaßnahmen folgen und sogar `militärtechnische Maßnahmen`, wie man in Moskaus sagt. Aber sie wissen ja, dass wir seit Jahren und Jahrzehnten sehr gut vorbereitet sind auf allerlei mögliche Bedrohungen, nicht nur auf militärische, sondern auch auf cyberhybride Angriffe, Informationsoperationen. Und das ist eigentlich jetzt überraschend ruhig gewesen. Und die Reaktion waren eigentlich milde bis jetzt.”
Finnland und Schweden würden natürlich vom Schutz der NATO profitieren, könnten gleichzeitig aber auch der NATO mehr Schutz in Nordeuropa bieten, so Sipiläinen: “Wir haben, eine sehr starke Reservistenarmee.” Dazu zählten 280.000 Soldaten. “Und das ist schon ein eine Sache, die uns hilft. (…) Es ist so, dass die NATO-Mitgliedschaft natürlich unsere Sicherheit verstärkt, aber wir sind uns sehr bewusst, dass die Mitgliedschaft Finnlands und Schwedens auch die NATO verstärken wird. Wir werden einen stärkeren, stabileren Norden bekommen.”
Die Neutralität könne man sich angesichts des Ukrainekriegs sicherheitspolitisch nicht mehr leisten, so Sipiläinen: “Die Militärbündnisfreiheit ist für uns immer ein Mittel gewesen, um unsere Sicherheit zu ermöglichen. Und jetzt, mit der vollständigen Veränderung in Europa, in unserer Sicherheitsumgebung, nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine hat sich ja alles völlig verändert und deswegen müssen wir etwas Neues für unsere Sicherheit tun.” Dass sich die Türkei beim offiziellen Aufnahmeverfahren querstellt, glaubt Sipiläinen nicht: “Wir haben sehr gute Beziehungen mit der Türkei”, so die Botschafterin. “Wir werden weiterhin mit Präsident Erdogan und Ankara sprechen.”
dts Nachrichtenagentur