Die Hilfsorganisation “Brot für die Welt” hat Kritik der G7-Staaten an Indiens Exportverbot für Weizen zurückgewiesen. “Es ist nur gerechtfertigt, wenn die indische Regierung Hunger im eigenen Lan durch einen Ausfuhrstopp verhindern will”, sagte Francisco Marí, Welternährungsreferent des evangelischen Hilfswerks, der “taz”.
Sonst würde der Staat Bauern zu wenig Getreide abkaufen können, um 500 Millionen arme Inder mit subventioniertem Weizen zu versorgen. Denn Exporteure zahlten den Landwirten wegen der drastisch gestiegenen Weltmarktpreise derzeit viel mehr als die Regierung. “Das gefährdet das sehr sensible System, das Indien in den letzten 10, 15 Jahren aufgebaut hat, um sich nicht abhängig zu machen vom Weltmarkt.” Ohne die Festpreise würden viele indische Bauern den Weizenanbau aufgeben, weil Importe in der Regel günstiger seien.
“Da muss ich schon mit dem Kopf schütteln, wie Herr Özdemir dazu kommt, gerade Indien anzugreifen, obwohl die G7 selber Millionen Tonnen an Weizen zusätzlich zur Verfügung stellen könnten, indem sie zum Beispiel weniger Getreide als Kraftstoff verheizen oder verfüttern würden”, sagte Marí. Zurzeit würden etwa in Deutschland 80 Prozent des Weizens nicht auf dem Teller, sondern in Tank oder Trog landen. Vieh benötige auch Kalorien aus dem Futter für den Eigenverbrauch, die deshalb für die menschliche Ernährung verloren gehen. “Die Bundesregierung sollte gucken, wie Deutschland seinen Weizenverbrauch reduzieren kann, statt nun Indien zu kritisieren, das wegen einer vom Klimawandel verursachten Hitzewelle in Bedrängnis gerät”, so Marí.
Eine von Özdemir unterstützte Initiative für weniger Agrosprit wird bisher etwa von Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) blockiert. Zudem verlangte Marí: “Die G7 sollten noch einmal darauf hinweisen, dass Russland trotz der Sanktionen weiter Getreide exportieren darf – und dass das auch so bleibt.” Solche Signale an die Märkte könnten die Preise senken, da eigentlich genug Getreide auf den Markt komme. Russland erwartet nach eigenen Angaben eine Rekordernte und exportiert schon vor dem Krieg mehr Weizen als die Ukraine.
Marí rief dazu auf, Staaten wie Tunesien und Ägypten schnell und unbürokratisch zu helfen, wenn diese das wünschen. Tunesien decke 45 Prozent, Ägypten 35 Prozent seines Kalorienbedarfs durch größtenteils importierten Weizen. “Fatal ist es, wenn in dieser Situation der Internationale Währungsfonds zur Bedingung macht, dass die betroffenen Staaten Subventionen für Grundnahrungsmittel zurückfahren”, so Marí. Solchen Forderungen des IWF solle die Bundesregierung entgegentreten.
dts Nachrichtenagentur