Klimaforscher: Pariser Klimaziel wird verfehlt

Die Erde aus dem Weltraum aufgenommen (Archiv)

Der Klimaforscher Mojib Latif ist sicher, dass das Pariser Klimaziel von 1,5 Grad nicht mehr eingehalten werden kann. “Es gibt ein CO2-Budget, das man errechnen kann und sich zu Ende neigt. Handeln wir gar nicht, steuern wir auf mehr als 3 Grad zu”, sagte der Professor am Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel und Präsident der deutschen Gesellschaft Club of Rome dem “Focus”.

Das Pariser Klimaabkommen von 2015, unterzeichnet von 196 Staaten und der EU, gilt als Meilenstein im Kampf gegen den Klimawandel. Gegenüber “Focus” sagte der Meteorologe, er halte das Abkommen für einen “Selbstbetrug”. “Was die Länder an konkreten Maßnahmen auf den Tisch gelegt haben, ist in keiner Weise geeignet, um das Ziel einzuhalten.” Der weltweite CO2-Ausstoß sei in den vergangenen drei Jahrzehnten förmlich explodiert – um 60 Prozent. Die Kurve in Asien gehe steil nach oben und es sei wahrscheinlich, dass künftig auch Afrika und Indien in großem Umfang Treibhausgas produzierten. “Die Industrienationen haben das CO2-Budget zu einem Großteil aufgebraucht. Nun müssen sie die aufstrebenden Länder durch einen Finanz- und Technologietransfer in die Lage versetzen, sich nachhaltig zu entwickeln”, sagte Latif. “Sonst können wir alle Mühen vergessen.” Angesichts des Ukraine-Kriegs sei Klimapolitik auch eine Frage von nationaler Sicherheit geworden, sagte Latif. “Jetzt bekommen wir zu spüren, wie abhängig Deutschland und andere Länder von Energieimporten sind – und damit erpressbar.” Um so viel regenerative Energie wie möglich im eigenen Land nutzen, rät der Klimaforscher, zunächst die gewaltigen Subventionen für die fossilen Energien zu streichen.

“Dann werden die Erneuerbaren konkurrenzlos billig und die Finanzströme fließen automatisch in saubere Investments.” Dass das nicht längst passiert ist, sieht Latif als Folge der engen Beziehungen der Industrie zur Politik: “Die jeweiligen Lobbys haben offensichtlich so eine große Macht, dass man sich fragen muss, wo die Grenze zur Korruption verläuft.”

dts Nachrichtenagentur

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